Während der Breitensport noch immer auf unbestimmte Zeit pausiert, rollt und rollt der Ball in der 2. Handball-Bundesliga und allgemein im Bereich des Profisports immer weiter. Die Belastung ist hoch, doch das sind die Spieler des DRHV 06 mittlerweile gewohnt. Noch am Mittwoch setzte es eine 28:24-Niederlage in Großwallstadt und nur vier Tage später standen die Jungs von Trainer Uwe Jungandreas heute erneut auf der Platte. Angereist war der TV Emsdetten, der sich zuletzt mit durchaus guten Ergebnissen aus der Abstiegszone herausarbeiten konnte. Johannes Wasielewski, der ehemalige Dessauer Linkshänder, konnte jedoch nicht mitspielen. Der blonde Rückraum-Shooter saß bei den Gästen verletzt auf der Bank. Für beide Teams ein durchaus wichtiges Spiel. Dessau benötigt einen Sieg, um sich wieder Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Selbiges gilt natürlich auch für den TV Emsdetten.

Als Jan Zahradnicek in der fünften Minute seinen zweiten Treffer von Außen zum 3:3 erzielte, ahnte noch niemand in der Halle, was das anschließend für eine torreiche und turbolente erste Halbzeit werden sollte. Die Abwehrreichen beider Teams waren nahezu nicht präsent und im Angriff trafen die Akteure nach Belieben. Und zwischenzeitlich, als die Gäste in der 23. Minute zum 14:16 einnetzen konnten, sah es für die Hausherren auch überhaupt nicht gut aus. „Abwehr jetzt hier!“, forderte DRHV-Coach Uwe Jungandreas seine Hintermänner zum Kämpfen auf, doch die Tore fielen weiter wie am Fließband. Zum Glück jedoch auch auf der anderen Seite. Max Scheithauer wuselt sich in feinster Sohmann-Manier durch, Jakub Hrstka per Konter, dann erneut Jan Zahradnicek von Außen und schließlich wieder Hrstka. Und schon führte der DRHV mit 21:19. Ein Vier-Tore-Lauf der Dessauer hätte die Anhalt-Arena zum Beben gebracht, wären hier die lautstarken Fans auf ihren Plätzen gewesen. Doch sicherlich zeigte man sich auch zu Hause vor dem Livestream erstaunt. Denn noch war die erste Halbzeit nicht vorbei. In allerletzter Sekunde verwandelten die Gäste auch noch einen direkten Freiwurf zum 21:20. Insgesamt 41 Tore in der ersten Halbzeit. Irre! Und natürlich haben wir die Statistikbücher direkt überprüft. Für die Spielzeit 2020/21 ist das Ligarekord. Furiose 30 Minuten, die der langjährige Fotograf Hartmut Bösener sicherlich auch gern gesehen hätte. Ähnlich wie Team Sportstadt verpasste Hartmut in den letzten Jahren kaum ein Spiel. Eine schwere Krankheit zwingt ihn nun zu einer Pause. Die jetztigen und kommenden Aufträge der Mitteldeutschen Zeitung übernehmen wir für Hartmut und verzichten selbstverständlich auf das Honorar. Dieses soll ihm und seiner Familie zu Gute kommen. Fans, die Hartmut ebenfalls unterstützen wollen, können sich diesbezüglich gerne an uns wenden. Wir wünschen gute Besserung!

Zurück zum Sportlichen. Und vorerst nahm die Toreflut kein Ende. Es waren 41 Minuten gespielt, da netzte Marcel Schliedermann für Emsdetten zum 28:28 ein. Bis dato waren tatsächlich schon 56 Treffer gefallen. Der Torrekord aus der Partie Großwallstadt gegen Emsdetten schien zu wackeln. Im Februar trennten sich beide Teams 39:38. Doch nach und nach stabilisierten sich in der Anhalt-Arena die Abwehrreihen. Im Dessauer Tor agierte inzwischen Julian Malek. Ein Schlüsselmoment. Nach einem Abpraller trudelte der Ball in Richtung Torlinie. Erst im letzten Moment bekam Malek seine Hand dazwischen und verhinderte das Tor. Im Gegenzug machte es Timo Löser wie Mads Mensah Larsen. Der ein oder andere wird die bekannte Technik des überragenden Rückraumspielers am frühen Nachmittag bei der Partie SC Magdeburg gegen Flensburg beobachtet haben. Anscheinend auch Timo Löser. In einer langen Flugphase segelt er vorbei am Abwehrblock und trifft von der rechten Seite des Neunmeterkreises in die linke Torecke. Ein schöner Treffer zum 30:28.

Doch die Gäste ließen sich nicht abschütteln. Im Gegenteil. In den Schlussminuten wurde es mächtig spannend. Sebastian Glock konnte es kaum mit ansehen. Haare raufend lief der Geschäftsführer am Seitenrand hoch und runter. In der 56. Minute verkürzte Emsdetten zum 35:34. Der folgende DRHV-Angriff konnte nicht verwertet werden und so wackelte kurz vor dem Ende die Führung. Laut Julian Malek folgte dann jedoch der Knackpunkt der Partie. Genau im richtigen Moment rührte die Dessauer Abwehr Beton an und ließ die Gäste nicht mehr durchkommen. Es folgte das Zeitspiel und schließlich auch ein Fehlwurf. Somit gehörte den Dessauern der letzte Angriff. Auch Uwe Jungandreas wirkte sichtlich nervös. Immerhin waren noch 40 Sekunden auf der Uhr und bei einem Ballverlust hätte man wieder zittern müssen. Doch es sollte anders kommen. Drei Sekunden vor dem Ende sorgte Vincent Sohmann mit dem 36:34 für die Entscheidung. Ausgelassene Freude dann im Dessauer Jubelkreis und auch Uwe Jungandreas riss die Arme nach oben!

Ein wichtiger Dessauer Sieg in einer spannenden und torreichen Partie.
Ein tolles Ostergeschenk. Weiter so!

Ein weiteres Interview mit Julian Malek: (Youtube-Link).

Die Bilder vom Spiel:

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