Hintereingang Anhalt-Arena, Corona-Formular ausfüllen und dann der übliche Schlängelweg durch die Gänge. Ebenfalls zur Routine geworden ist das Vorgespräch mit Geschäftsführer Sebastian Glock. „Die sind bärenstark, haben 2021 noch kein Spiel verloren. Wenn wir hier gut dagegenhalten, dann freue ich mich“, so Glock. Immerhin musste DRHV-Trainer Uwe Jungandreas auch auf den ein oder anderen Spieler verzichten. Neben Hanisch und Gliese nahm auch Nationalspieler Jakub Hrstka am gestrigen Abend aufgrund der vorherigen hohen Belastung nur auf der Bank platz und zudem ist ja auch Abwehchef Daniel Schmidt noch nicht bei 100% seiner Kräfte.

Die Gäste aus Nettelstedt, als Tabellenzweiter angereist, sind seit sechs Spielen ungeschlagen und konnten sogar beim Liga-Krösus in Hamburg ein 25:25-Unentschieden erzielen. Vor dem Spiel solidarisierten sich beide Teams mit einem Banner für Nationaltrainer Alfred Gíslason und signalisierten somit, dass Rassismus keinen Platz hat.

Fast schon unheimlich erschien es dann, wie Nettelstedt den DRHV 06 in den ersten elf Minuten überrollte. Uwe Jungandreas nahm direkt die Auszeit und forderte von seinen Jungs mehr Engagement in der Offensive: „geht knallhart durch die Lücken“, so der erfahrene Coach. Und mit Jörn Persson kam auf Dessauer Seite ein Spieler in die Partie, der diese Forderung perfekt umsetzen konnte. Zunächst setzte sich noch Max Emanuel auf der rechten Rückraumseite zweimal durch und konnte für Dessau verkürzen. Anschließend traf Youngster Nicolas Neumann, der das Fehlen Jakub Hrstka auf Linksaußen sehr stark kompensieren konnte. Und nun schlug die Stunde von Persson. Der rannte auf der Überholspur eben direkt in die kaum vorhandenen Lücken hinein und tanke sich immer wieder durch. Und so netzte Persson in der 20. Minute ein zum 7:8. Nettelstedt nun völlig aus dem Konzept. Mitte der ersten Halbzeit erzielten die Gäste zwischenzeitlich in 12 Minuten nur zwei Treffer und der DRHV-Express rollte weiter. Es folgte eine klasse Aktion von Timo Löser. Zeitspiel war angezeigt und zusätzlich der letzte Pass. Da kann ein Rückraumspieler gegen eine Zwei-Meter-Mauer eigentlich nicht viel anrichten, doch Löser fand irgendwie die Lücke und traf zum 8:8. Keine Frage, wäre die Anhalt-Arena voll mit Fans gewesen, hätte die Halle nun gebebt. Und so hörte man lediglich die Dessauer Bank, die natürlich aufgesprungen war.

Eine sensationalle Vorstellung der Dessauer, die bis zur Halbzeit andauerte. In letzter Sekunde traf Jan Zahradnicek noch vor der Pause zum 12:13. Obwohl Nettelstedt immer wieder kaltschnäuzig agierte und die eigenen Qualitäten deutlich unter Beweis stellen konnte, hatte man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Dessau chancenlos sei. Im Gegenteil. Die Hausherren zogen zu Beginn der zweiten Hälfte weiter an. Wieder war es Zahradnicek, der von Außen zum 15:15 traf. Und so hielt Dessau weiter stark dagegen. Der Knackpunkt folgte in der 50. Minute. Wieder machte Max Emanuel eine ordentliche Partie und verkürzte zum 21:23. Anschließend parierte Malek im Dessauer Tor und wäre der Ball beim folgenden Konter im Netz gelandet, hätten sich die Dessauer wieder in Schlagdistanz befunden. Doch stattdessen ging die Partie ganz schnell wieder in die andere Richtung und Tom Skroblien, der Toptorschütze der Liga, traf zum 21:24. Zudem erhielt der DRHV 06 noch eine Zwei-Minuten-Strafe. In dieser Phase hatte Nettelstedt den Bibern endgültig den letzten Zahn gezogen. Die Dessauer boten dem Tabellenzweiten über 50 Minuten lang Paroli, doch in den letzten Momenten spielte es Nettelstedt clever herunter. Am Ende gewannen die Gäste verdient mit 24:30.

„Das war harte Arbeit“, sagte Emir Kurtagic nach dem Spiel und sicherlich kann auch DRHV 06-Trainer Uwe Jungandreas mit der Leistung seiner Mannschaft über weite Strecken sehr zufrieden sein. Bereits am Samstag werden die Dessauer in der 2. Handball-Bundesliga schon ihr nächstes Spiel gegen Fürstenfeldbruck bestreiten.

 

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