Da kann eine Saison noch so toll verlaufen, wie sie es aus Sicht des DRHV 06 derzeit auch tut, denn Derbys schreiben ihre eigenen Gesetze. „Da kannst du mit zehn Toren untergehen oder spielst den Gegner an die Wand“, erinnert sich ein sichtlich genervter Tobias Ott, als er am gestrigen Abend die Halle in Dresden betrat. Der jahrelange DRHV-Fan und Auswärtsfahrt-Organisator hatte nämlich diesmal ganz andere Probleme zu lösen. Der Fanbus kam nämlich nicht und so standen knapp 50 blau-weiße Schlachtenbummler umsonst an der Anhalt-Arena. „Wir haben dann spontan entschieden, dass wir mit Autos fahren. Ist aber trotzdem ärgerlich, da wir 4-5 Neulinge mit an Bord gehabt hätten und die sind wieder nach Hause gefahren“.

Bitter, aber ein Blick in den Gästeblock kurz vor dem Anwurf sollte dann doch wieder für strahlende Gesichter sorgen. Immerhin fanden knapp 100 Dessauer trotzdem den Weg nach Dresden und sorgten, (beim HC Elbflorenz – wie gewohnt) für Heimspielatmosphäre. Da nützte auch ein lautstarker Hallensprecher, der mitten in den Dessauer Angriffen, per Hallenmikrofon: „Dreeeesdeeeeen“ – hineinbrüllte, nicht sehr viel.

Nun zum Sportlichen. Das gabs laut unseren Erinnerungen noch nie. Zumindest auswärts in Dresden nicht. Das waren eigentlich immer knappe Spiele oder Dessau verlor am Ende noch deutlich. Aber das die Biber die Hausherren nun über 60 Minuten dominierten, das war für uns völlig neu und dementsprechend begann die Party im Gästeblock ziemlich zeitig. Timo Löser netzte in der 16. Minute zum 10:6 für Dessau ein. Der Dessauer Rückraum-Shooter erzielte zu diesem Zeitpunkt bereits seinen fünften Treffer und stellte wieder Mal eindrucksvoll unter Beweis, dass er mit nun 104 Toren der treffsicherste Rückraumspieler der Liga ist. Aber nicht nur er funktionierte, denn der gesamte Biberbau glich einer Festung. Den siebten Treffer erzielte Dresden erst in der 19. Minute. Es war mit Marek Vanco ein alter Bekannter. Da Kreisläufer Patrick Gempp angeschlagen war, ersetzen ihn Tillman Leu und Daniel Schmidt. Beide bekamen es hauptsächlich mit 275.000-Insta-Follower-Nils-Kretschmer zu tun. Dieser wurde aber komplett ausgeschaltet und auch das Emanuel-Brüderduell ging diesmal klar an den Dessauer Max Emanuel, der insgesamt fünf Treffer erzielte.

Mitte der zweiten Halbzeit führte der DRHV 06 dann schon mit sieben Toren. Und immer, wenn es die Dessauer im Angriff dann etwas ruhiger angehen ließen, Dresden dann wild das Zeitspiel forderte und mit reichlich Elan die eigene Offensive startete, scheiterte man an Torhüter Philip Ambrosius oder die Bälle wurden ins Jenseits befördert. Lag es daran, dass das Team aus Sachsen einen schwarzen Tag erwischte? Sicherlich auch, aber zusätzlich muss man wohl auch sagen, dass Dessau auf alles und jeden am gestrigen Abend eine Antwort parat hatte. Und so spielten es die Gäste locker herunter und gewannen am Ende völlig verdient mit 31:26 in Dresden.

Mit diesem tollen Abschuss geht für die Dessauer ein brillantes Handballjahr zu Ende!