Eine kurze Vorgeschichte. Da war ich am Samstag seit 18 Wochen mal wieder bei einem Wettkampf und wertete das Geschehen mit meinem Cousin abends in einem griechischen Restaurant in Leipzig aus, da meldete sich auf Instagram ein Gewisser Stefan Franz und fragte an, ob wir nicht über seine Wettkampf-Vorbereitung berichten wollen. Stefan schrieb mir einen längeren Text, den ich aber zunächst nur grob überflogen hatte. „Hier schreibt einer, der möchte 162 km mit dem Fahrrad fahren. Und das an drei Tagen“, erzählte ich meinem Cousin. Dieser antwortete: „Da kann der ja bei der Tour de France mitmachen. Du hast dich bestimmt verlesen. So viele Kilometer sind das sicher nicht“. Daraufhin fragte ich in der Tat bei Stefan noch einmal nach, ob ich das richtig verstanden habe…

Und tatsächlich war es ein kleines Missverständnis. Ich habe mich vermacht. Doch nun wurde die Geschichte noch verrückter. Stefan erklärte mir nun, dass er mit einem Kumpel den „Stoneman Miriquidi“ absolvieren möchte. Es handelt sich tatsächlich um eine Mountainbike-Tour im Erzgebirge. Das Verrückte: Stefan und sein Kumpel Daniel wollen die Gesamtstrecke von 162 km laufen. Und mit Laufen ist nicht wandern gemeint, sondern rennen! „Das ist doch absurd. Das kann niemals stimmen“, tauschte ich meine Gedanken mit meinem Cousin aus und willigte kurzerhand ein, Stefan am Folgetag beim Training zu begleiten.

Sonntagvormittag. Bei allerbestem Läuferwetter holte ich also den 40-Jährigen Familienvater Stefan Franz in Dessau-Alten ab. Anschließend ging es los zu einem „Trainingsläufchen“, so wie es Stefan nennt. Ich mit dem Fahrrad, Stefan zu Fuß. Zwei Straßen weiter lief uns schon sein Kumpel Daniel Wittig, ebenfalls 40 Jahre, entgegen. Nun waren wir zu dritt unterwegs und ich hatte natürlich einige Fragen. Stefan ist aktiv im Triathlonverein Dessau 92 e.V. und ist seit fast 20 Jahren aktiver Läufer. Daniel ist immerhin schon seit knapp 10 Jahren auf den Straßen, bzw. auf dem Gehweg unterwegs. Meine erste Frage war, wie kommt man denn dazu, so viel zu Laufen und worin besteht die Leidenschaft des Laufens? „Es ist die Abwechslung vom Arbeitsalltag, die Natur und seine körperlichen Grenzen auszutesten und zu überschreiten“, antwortete Daniel. Stefan fügte hinzu: „Als Erstes läufst du einen Halbmarathon und freust dich wie ein Schneekönig, wenn du es schaffst. Dann möchtest du einen Marathon rennen und wenn du das schaffst, willst du dich ja anschließend wieder steigern“. Inzwischen sind wir in Reppichau angekommen. Alle paar Kilometer piepst die Laufuhr von Stefan. Und nun macht sich bei mir auch ein wenig Muskelkater auf dem Fahrrad bemerkbar. Stefan und Daniel liefen derweil munter weiter. „Macht euch das denn gar nichts aus? Seid ihr irgendwann auch mal erschöpft?“, fragte ich neugierig. „Ja, aber nicht nach so einer kurzen Trainingsrunde. Wir laufen ja heute nur 30 Kilometer“, antwortete Stefan. Ich musste nach dieser Antwort wirklich lachen. Was für die meisten Menschen schon ziemlich undenkbar wäre, also 30 Kilometer am Stück zu joggen, ist für Beide nur ein „Trainingsläufchen“.

162 km in drei Tagen
Ursprünglich wollten die beiden Dessauer den Transalpine Run absolvieren. Das hätte bedeutet, 260 km zu laufen und die Überwindung von insgesamt 16.000 Höhenmeter an sieben Tagen. „Aufgrund von Corona ist das Event ins Wasser gefallen. Damit unsere ganze Vorbereitung nicht umsonst war, haben wir uns nach anderen Events umgeschaut“, erklärte Daniel. „Vorbereitung?“, fragte ich nach. „Ja. 2020 haben wir bereits 1800 Kilometer auf der Uhr. Allein im Mai waren es über 500. Ich trainiere sechs mal die Woche. Mein Rekord liegt bei 55 Kilometern, die ich an einem Tag gelaufen bin. Daniel ist sogar schon einmal 61 Kilometer gelaufen“, erzählte Stefan und grüßt nebenbei ein paar Leute aus dem Dorf. Mittlerweile durchquerten wir Chörau. „Es sind immer die gleichen Leute, die man hier sieht. Die Strecke ist sozusagen auch unsere Standard-Trainingsstrecke. Die laufen wir öfter“ fügte er hinzu. Beide entdeckten dann vor kurzem die Stoneman Miriquidi-Tour im Erzgebirge. Insgesamt 162 km Strecke und über 4000 zu überwindende Höhenmeter. „Wir haben dort angefragt, ob wir mitmachen können. Aber ohne Mountainbike. Wir rennen hinterher“, erklärte Daniel. Der Veranstalter hatte vermutlich ebenfalls gedacht, er hört nicht richtig. Aber letztendlich hat es geklappt. Beide freuen sich riesig auf das Event. Die Highlights in beiden Läuferkarrieren waren bislang bei Daniel ein Alpenlauf mit 1500 Höhenmetern und bei Stefan war es der Ironman in Gdynia (Polen).

Doch das kommende Vorhaben im Erzgebirge wird alles noch einmal toppen. „Ich denke, das Schwierige wird weniger die Distanz, sondern die zu überwindenden Höhenmeter sein. Das können wir bei uns im Flachland kaum trainieren“, erklärte Stefan. Die beiden Dessauer sind von Freitag bis Sonntag bis zu acht Stunden pro Tag ununterbrochen aktiv und verbrauchen dabei knapp 5000 Kalorien pro Tag. „Na klar. Da geht man an seine Grenzen. Eine professionelle Vorbereitung ist dafür zwingend notwendig. Dazu gehört auch die richtige Ernährung“, sagt Daniel und fügt hinzu: „Vor allem ist es wichtig, genügend zu trinken. Wir haben bis zu drei Liter dabei“. Wird es einem bei acht Stunden rennen am Tag nicht auch mal langweilig? „Ach quatsch. Dann genießen wir die Aussicht und zudem sind wir richtig gute Freunde. Wir quasseln nebenbei auch viel. Oft sind es lustige Sachen, dann albern wir auch mal herum“, erklärte Stefan.

Das Event wird natürlich vom Veranstalter abgesichert. Im schlimmsten Fall werden die Läufer auf der Strecke abgeholt und zum Hotel gebracht. „Ehrlich gesagt ist das aber nicht mal Plan C. Daran denken wir gar nicht. Wir fühlen uns gut und haben jetzt natürlich das Ziel, dieses wahnsinnige Erlebnis erfolgreich zu bestreiten“, sagt Stefan.

Wir wünschen beiden Dessauern natürlich maximale Erfolge für ihr Vorhaben. Wer die Sache im Auge behalten möchte, sollte unsere Social Media Kanäle weiterhin verfolgen, denn wir werden am kommenden Wochenende natürlich noch einmal über die Sache berichten. Stefan (@Stefan Franz) und Daniel (@Daniel Wittig) sind auch auf Facebook zu finden und Stefan ist auch auf Instagram sehr aktiv (@franzl33). Gerne könnt ihr beide Sportler kontaktieren, wenn ihr Fragen habt.

Team Sportstadt