Da sitzt du gelangweilt aufmerksam Samstagvormittag in der Schule in Bernburg und schaust kurz auf dein Handy, da geht plötzlich die Runde herum, dass sich Martin Schindler in Dessau befindet. Martin Schindler? Ja! Der drittbeste Dartspieler Deutschlands. Was macht der denn in Dessau? Schindler war am vergangenen Samstag nach Dessau gekommen, um sich im Rahmen von einem Tag der offenen Tür im Renault Autohaus in Dessau bei seinem Sponsor Carunion zu bedanken. Der 23-Jährige gab dort Tipps für interessierte Dartspieler. Da Schindler nur bis 15 Uhr Zeit hatte, erwies sich mein Deutschlehrer als Ehrenmann und schickte mich mit ein paar Übungsaufgaben für zu Hause frühzeitig zurück nach Dessau. Kurz noch Joel aus Rosslau abgeholt und dann schauten wir bei Martin vorbei.

Dieser spielte gerade mit einem Kollegen ein Übungsmatch. Da staunten wir schon mal nicht schlecht. Immerhin traf Schindler gefühlt in jeder Aufnahme über 100 Punkte. Am Ende checkte er die 32 aus. „Ich hab ihn ausnahmsweise mal gewinnen lassen“, schmunzelte sein Kollege und anschließend hatte Martin Zeit für uns. Als Erstes hielten wir mit dem Dartsprofi einen kurzen Smalltalk, ehe sich sich der sympathische Randberliner nebenbei an das Dartboard stellte. Die erste Aufnahme eine 100, es folgte eine 140. Unten war lediglich ein Teppich ausgelegt und auch das Dartboard schien etwas provisorisch festgemacht gewesen zu sein. Ich frage ihn, ob das für ihn schwierig ist, unter diesen Umständen hohe Scores zu erzielen. „Ach was. Dartscheibe ist Dartscheibe. Ob du nun drei Zentimeter weiter weg stehst oder das Dartboard drei Zentimeter tiefer hängt ist egal. Man muss sich halt ein wenig warmwerfen, dann geht das schon„, erklärte Martin. Eine geworfene 180 ließ natürlich nicht lange auf sich warten.


Nun gab es für uns die ersten Tipps. Martin fiel sofort auf, dass ich zwar durchaus einen guten Wurfstil habe, aber unsicher im Stand bin. „Dadurch passieren dir die vielen Ausrutscher in die 1 und in die 5, wenn du auf die 20 zielst„, erklärte er. Sein Tipp: „Ein sicherer Stand ist einer der wichtigsten Faktoren. Wichtig ist, dass du den Schwerpunkt auf das Vorderbein legst. Das hintere Bein darf beim Wurf eigentlich keine Rolle spielen. Sobald man wackelt, verzieht man automatisch auch den Wurf„. Joel ist noch sehr jung und hat gerade erst mit dem Dartspielen angefangen. Seine Würfe sind, wie praktisch bei jedem Anfänger, noch sehr unkontrolliert. „Das ist egal. Hier geht es erstmal darum, dass er Spaß daran hat. Zu viele Regeln und Tipps können einen am Anfang auch ganz schön überfordern„, sagte Martin und gab Joel mit auf dem Weg: „Versuch dich nach und nach zu steigern. Wichtig ist, sobald du anfängst, die 20 öfter zu treffen, versuch einfach deine Wurfbewegung exakt zu wiederholen. Der Rest ist dann Trainingssache„. Apropos Training, Martin wie lange trainierst du schon und wie viele Stunden trainierst du am Tag? Nebenbei ärgerte ich mich über meine geworfene 7 (zweimal die 1 und einmal die 5). Martin lacht und sagt: „Du…das sah bei mir die ersten zwei Jahre genauso aus. Ich Spiele jetzt seit sechs Jahren Dart. Man muss einfach am Ball bleiben und hart trainieren. Aktuell trainiere ich zwei bis maximal drei Stunden am Tag. Gerade im Training ist es schwer, die Konzentration hoch zu halten. Wenn man merkt, dass man nicht mehr richtig bei der Sache ist, sollte man aufhören, bzw. eine längere Pause machen. Das bringt sonst wenig, ggf. baut man dadurch sogar ab„, erklärt Schindler. „Das kann bei jedem aber anders sein. Natürlich kann man auch trainieren, den Fokus nach und nach länger aufrecht zu erhalten. Da spielt die Psyche eine große Rolle„. Einen letzten Tipp gab uns der 23-Jährige mit auf den Weg und dann probierten Joel und ich, Martin in einem Trainingsmatch zu besiegen. Martin bemerkte in meinem Wurfstil ein ruckartiges Stoppen der Wurfhand. „Schwing den Wurfarm komplett durch. Das wird dir leichter fallen, die Wurfbewegung eins zu eins zu kopieren. Durch das plötzliche abstoppen (Martin nannte es den Pfeil „stoßen“) kann es sein, dass du dem Pfeil außerdem noch einen Schwung nach rechts oder links mitgibst. Auch die Höhe ist beim sogenannten Stoßen schwer zu kontrollieren„. Seht also zu, dass ihr euren Wurfarm immer komplett durschwingt.

Mit Hilfe dieser Tipps sollten wir doch locker gegen dich gewinnen oder Martin? „Naja mal sehen„, lachte Martin und sagte, dass wir anfangen dürfen. Zu erwähnen ist, dass wir für eine Aufnahme sechs Pfeile werfen durften (3x Storchi, 3x Joel) und Martin wie üblich nur drei Pfeile zur Verfügung hatte. Joel und ich begannen mit einer 65. Martin war dran. Er warf 20, 20 und Single Bull. Somit ebenfalls 65. Anschließend lief es besser für uns. Joel mit einer 30, ich mit 74, ergab zusammen 104. Martin nahm seine Pfeile, warf eine Triple 20, 19 und erneut Single Bull. Somit hatte auch er exakt 104 gescored. Wir staunten erneut nicht schlecht. Nach und nach spielten wir die 501 Punkte von der Uhr und hatten noch genau 60 Punkte Rest. Joel wirft seinen ersten Pfeil und dieser landete genau in der Triple 20. Also überworfen. Martin hatte noch 40 Punkte Rest, warf die Doppel 19, einen Pfeil neben das Board und hatte somit noch zwei Punkte Rest. Doch der Pfeil auf die Doppel 1 verfehlte das Ziel. Wir waren an der Reihe. Den Standardweg bei 60 Rest (20 und danach Doppel 20) habe ich natürlich verhauen, weil der erste Pfeil in die Eins gegangen ist. Noch 59 Punkte Rest. Ich warf anschließend eine 19 für 40 Punkte Rest. Der Pfeil auf das Doppel 20-Feld verfehlte sein Ziel allerdings mehr als deutlich. Martin nun mit drei Pfeilen auf die Doppel 1. Gleich der erste war erfolgreich und somit gewann Martin Schindler in einer durchaus sehenswerten Partie verdient gegen uns.

Anschließend erhielten wir noch jeweils eine Autogrammkarte und dann verabschiedeten wir uns. Wer den symphatischen Dartsprofi auf seinen Social Media Kanälen verfolgen möchte, der schaut bei Facebook nach Martin Schindler und Instagram nach MartinSchindler180.