In Sachsen-Anhalt ist es das Spiel der Spiele. Der Hallesche FC trifft auf den 1. FC Magdeburg. Beide Teams haben in der Vergangenheit schon große Schlachten erlebt und am vergangenen Freitag trafen die Traditionsvereine vor 10.065 Zuschauern im Leuna-Chemie-Stadion aufeinander.

Zum ersten Mal durften wir von Team Sportstadt das Spiel live im Innenraum erleben. Zur großen Enttäuschung leider ohne Kamera-Akku und ohne Speicherkarte. Beides vergessen. Die verzweifelte Suche nach Ersatz-Ausrüstung brachte mir von einem hilfsbereiten Fotografen zwar eine Speicherkarte, jedoch keinen Akku. Und so entschied ich mich kurzerhand, einfach das Spiel zu genießen, mich auf die Atmosphäre zu konzentrieren und wenigstens ein Stimmungsvideo anzufertigen. Mit dem Derby vergangener Zeiten kann man das Sachsen-Anhalt-Duell inzwischen nicht mehr vergleichen. Die Überschrift „halbes Derby“ habe ich gewählt, da der Hallesche FC zum einen auf gefühlt den halben Kader verzichten musste und zum anderen, weil die aktive Fanszene des 1. FC Magdeburg nicht anwesend war. Vor einiger Zeit kam ein FCM-Fan bei einem tragischen Zug-Unfall ums Leben. Der Tod wird in Zusammenhang mit HFC-Fans gebracht, die sich ebenfalls im Waggon befanden. Die Fans der Magdeburger wünschen sich seither eine Aufklärung des Vorfalls und boykottieren die Spiele ihres Teams gegen den Halleschen FC.

Dennoch haben sich circa 500 Magdeburger im Gästeblock eingefunden. Auch der Heimbereich war bestens gefüllt. Die Hallenser Szene zeigte vor dem Anpfiff eine Choreografie zu Ehren von Bernd Bransch, der am Freitag seinen 77. Geburtstag feierte. Bransch gilt als einer der besten Spieler der DDR, der mit der Nationalmannschaft 1976 die Olympia-Goldmedaille gewann. Das Geschehen auf dem Rasen bestimmte zunächst der 1. FC Magdeburg, der seiner Favoritenrolle auch gerecht wurde und mit 0:1 in Führung ging. Die gute Stimmung im Heimbereich flachte in der Folge trotzdem nicht ab. Erstrecht nicht nach dem 1:1-Ausgleichtreffer kurz vor der Halbzeit.

Gefühlt verkörperte der HFC das Derby auf dem Rasen mehr als der FCM. Eine Sache, die auch Abwehrspieler Alexander Bittroff nach dem Spiel bemängelte. Der Magdeburger setzte zwar bereits früh ein Zeichen und holte sich die gelbe Karte ab, fortan jedoch versuchte es der Tabellenführer, das Derby spielerisch zu entscheiden. Gegen die gut stehenden Hallenser war allerdings kein Kraut gewachsen. Und so ging Halle in der 62. Minute mit 2:1 in Führung und legte zehn Minuten später noch einen drauf. Terrence Boyd war zur Stelle. Auf der Heimseite war nun kollektives Ausrasten angesagt. Damit hatten wohl nur die wenigsten gerechnet. Die HFC-Fankurve versammelte sich in der Schlussphase geschlossen auf dem Zaun und peitschte ihr Team nach vorn. Es wurde noch einmal spannend, denn die Magdeburger verkürzten kurz vor Schluss noch auf 3:2.

Am Ende blieb es aber beim verdienten 3:2-Derbysieg des Halleschen FC. Das Stimmungsduell in der Kurve entschieden die Hausherren aus den oben beschriebenen Gründen ohne viel Gegenwehr. Der Spielverlauf trug ebenfalls dazu bei, dass sich das Leuna-Chemie-Stadion in einen richtigen Hexenkessel verwandelt hatte. Ein gelungener Tag für den HFC, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen.