Sport nochmal bei Seite. Hier folgt ein kleiner Text zum geknackten Weltrekord der Bietheschule aus Dessau-Roßlau aus Sicht des Schulmitarbeiters.

Als ich mit der Idee des Weltrekords vor drei Monaten um die Ecke kam, dachte ich mir logischer Weise schon: Puh…ne. Da ziehen bestimmt nicht alle mit. Das ist zu anstrengend, das hält niemand durch. Das genehmigt sowieso niemand, etc. Was mich dann aber motiviert hat, war die Antwort von Johanna und Nic (beide 6. Klasse), als ich sie in einer Pause kurz beiseite geholt hatte und gefragt habe: „Wollmer demnächst mal einen ganz aufwendigen Weltrekord knacken?“. Antwort von Beiden: „Joa… könnwer machen“. Und dann hatte ich irgendwie doch das Gefühl, dass wir genügend Schüler finden, die komplett mitziehen werden.

Die gesamte Vorbereitung (Anmeldung bei Guinness World Records, Schulleitung überzeugen, Stadt Dessau und den Tierpark überzeugen, Kollegen und Schüler überzeugen, Oberbürgermeister als Schirmherr gewinnen, Sponsoren finden, die ganze Organisation usw. usf.) hat so unendlich viel Kraft gekostet, ich muss sagen: Das möchte ich nicht noch einmal durchmachen. Mal freut man sich über 1-2 Sachen, die gut laufen, direkt kommt dann jedoch das nächste große Problem. Es fehlt dieses oder jenes, der kann nicht kommen, das ist kaputt gegangen oder dort läuft was schief.

Das habe ich auch der Presse gesagt. Das Basteln der Tiere war tatsächlich nicht so das Problem. Ich hatte das Gefühl, das haben die Schüler nach ner Weile sogar gern gemacht. Eigentlich ist es eintönig, aber irgendwie haben sie sich dann immer wieder motiviert, mal schwierigere Tiere zu basteln und wenn die Schüler nach einem Wochenende plötzlich mit 100 Tieren zu mir gerannt kamen und darauf unglaublich stolz waren, sich ihr Lob von den Erwachsenen abgeholt haben, war das ja schließlich auch etwas. Das größte Problem war stattdessen wirklich nur die Organisation. Man muss bedenken, dass hier über 11.000 Papiertiere irgendwie nach Dessau transportiert werden mussten, dann auf einer Strecke von 1335 Metern beklebt werden sollten und nebenbei noch die gesamte Schule am Start sein soll, Presse und Offizielle Personen natürlich auch. Moderation darf nicht fehlen und das Ganze: Welche Klasse macht wann, was, wo und wie. Drei, vier Wochen lang hat mir das Spaß gemacht, aber irgendwann kam (und das wusste ich vorher, dass das passieren wird) natürlich der Punkt, an dem mir das Ganze zu viel wurde. Ans Aufgeben habe ich trotzdem nie gedacht. Hierbei haben mir nicht nur meine Kollegen sondern vor allem auch meine Schüler geholfen.

„Man merkt dir das deutlich an, wenn dir der Kopf glüht, irgendwas nicht in Ordnung ist“, bekamen Lilli und Mariella während der Klassenfahrt (9. Klasse) sofort mit. Die Klassenfahrt mitten in der Vorbereitungsphase wirkte letztendlich wie eine Therapie. Ein tolles Gefühl, wenn in solchen Phasen die Schüler Rücksicht nehmen und helfend zur Seite stehen. Den absoluten Umschwung brachte dann die direkt im Anschluss folgende Klassenfahrt mit den Flitzpiepen der 6. Klasse. So viel Freude und gute Unterhaltung habe ich schon lang nicht mehr erlebt. Dadurch habe ich wieder viel Energie für die kommenden Aufgaben getankt.

Nicht nur die neuen fünften Klassen oder die überragende 6. Jahrgangsstufe, nein auch Haus 1 (Klassenstufe 7 bis 10) zog in der Schlussphase hervorragend mit. Vor allem die 10. Klassen, deren Nerven mächtig strapaziert worden. „Mach ma das, nein, ich habe doch gesagt, du sollst das machen. Seid ihr zu doof, die Kette dort zu befestigen“. Wie die jungen Erwachsenen gestern und vorgestern den ganzen Stress im Mausoleum ertragen haben… ich weiß es nicht. Jedoch vielen, vielen Dank an jeden Einzelnen. Frau Dreiling und Frau Wegener (Klassenlehrer 10. Klasse) steuerten als Ruhepol gegen meine Hektik und beruhigten oft die Lage. Die helfenden Muttis und Familien: Bianka, Jessica, Annett, Conni, Familie Lubitzsch und vor allem unser Tausendsassa und Multi-Talent Silke, waren goldwert. Den Weltrekord zu knacken ohne diese Hilfe = No way! Allgemein, die großartige Unterstützung von allen Seiten (Kollegen: Christian, Simona, Reatha, Frau Krüger, Kristin usw. usf.) oder auch der Stadt Dessau und dem Tierpark Direktor Jan Bauer, das ist eigentlich das, was mich im Nachgang ziemlich stolz macht. Das hier alle zusammengehalten haben.

Im Prinzip ist es für mich gar nicht der eigentliche Weltrekord (die längste Papiertierkette der Welt), der mich zum Fazit kommen lässt: Die ganze Arbeit hat sich gelohnt. Es ist die Zusammenarbeit mit meinen Schülern. Die unendlich vielen Geschichten, wer in den Sommerferien wie oft in den Pool geflogen ist, wer viele Eierkuchen anbrennen lassen hat, wie viele Kinder unter musikalischer Begleitung (Layla) hunderte Tiere bemalt haben, wie oft Marius (6. Klasse) probiert hat, ein Krokodil zu basteln, wie oft Paul (6. Klasse) gesagt hat: Wenn wir zehn Tiere haben, dürfen wir aber in die Turnhalle oder? Ach einfach tausende Dinge, die natürlich jetzt nicht alle aufgeschrieben werden können. Die Kids und Jugendlichen sind es eigentlich, die den größten Respekt verdienen, die hier als Schule zusammengehalten haben. Teilweise werden die Kinder von heute nur noch mit Vorurteilen konfrontiert: Die hängen ja eh nur am Handy, können nichts mehr! Und diese haben gezeigt, zu welcher großartiger Gemeinschaftsarbeit sie fähig waren. Und ich hoffe einfach, dass wir unsere Schüler im Sommer 2023 mit unserer Italien-Fahrt belohnen können. Bitte helft mir dabei, dieses große Ding zu organisieren!

Weltrekord 2022
longest chain of paper animals

Bietheschule Dessau-Roßlau

Die Bilder stammen vom Weltrekord im Dessauer Tierpark und der anschließenden Party in der Schule.