Liebe Dessauer, liebe Handballfans aus der Region, liebes DRHV-Team (falls jemand die Berichte liest): Dieser Artikel wird nicht wie gewohnt den Spielverlauf des heutigen DHB-Pokalspiels zwischen dem DRHV 06 und TuS N-Lübbecke wiederspiegeln, sondern er besteht aus Zeilen voller Freude und größtem Frust. Die Erfolgsgeschichte des DRHV 06 hätte durchaus viel mehr Aufmerksamkeit verdient, doch bitte entnehmt die positiven Dinge den anderen Medien oder den Social Media Kanälen der Biber. Unser positives Statement zum heutigen Tag: Der DRHV 06 kann sich nach einer überragenden Leistung für das Achtelfinale des DHB-Pokals qualifizieren. Bei den Buchmachern galt das Team von Trainer Uwe Jungandreas heute gegen Nettelstedt als absoluter Außenseiter. Nichts hat man davon gesehen! Die Dessauer spielten den Gegner komplett an die Wand und gewinnen völlig verdient. Großartig!

Doch nun die Schande des heutigen Tages. Und das ist zweifelsohne die Zuschauerzahl. Dessau: Ist das euer Ernst? 748 Personen kamen heute in die Anhalt-Arena. Der DRHV 06 ist das sportliche Aushängeschild in einer der ältesten Städte Deutschlands. Fußball wird in Dessau-Roßlau nicht professionell betrieben. Vereinzelt finden im Kalenderjahr Großveranstaltungen statt, ansonsten gibt es kleinere Feste, mal hier mal da. Dessau steht für Bauhaus und Architektur. Ok, aber wars das tatsächlich schon? Warum gehen die Leute nicht zum Sport, warum wird der DRHV 06 nicht so unterstützt, wie er es verdient hat?

Die Biber spielen bis dato eine überragende Saison. Mischen vorn in der 2. Handball-Bundesliga mit. Im DHB Pokal Achtelfinale warten noch andere 15 Teams. Die Chance, dass man einen der Top-Clubs, wie den SC Magdeburg, Kiel, Flensburg oder die Füchse aus Berlin bekommt, ist durchaus groß. Dennoch kommen nicht mehr Zuschauer in die Halle, als für gewöhnlich. Im Gegenteil, 748 Zuschauer sind mehr als peinlich. „Du sagst es. Im Achtelfinale warten eventuell die großen Teams. Aber erst im Achtelfinale. Bei allem Respekt, aber unser heutiger Gegner heißt TuS N-Lübbecke. Das lockt den Dessauer leider nicht in die Halle“, versucht Tino Weihnardt zu erklären. Seit Jahren begleitet der Technik-Beauftragte den DRHV. Ist es die späte Anwurfzeit unter der Woche? Für Wischer-Mädel Lilly, die in der C-Jugend aktiv ist, sollte das eigentlich keine Ausrede sein: „Ich bin ja auch hier. Ich hatte eigentlich gehofft, dass mehr Zuschauer kommen“, so die Nachwuchsspielerin, die allerdings aus einer Sportlerfamilie stammt. Papa Holger und Mutti Bine waren natürlich auch in der Halle.

Und was sagt der Geschäftsführer? „Deine Punkte, die du ansprichst, sind völlig richtig. 748 Zuschauer sind nicht das, was wir uns im DHB-Pokal bei einem solch wichtigen Spiel erhofft haben“, analysiert ein sichtlich enttäuschter Sebastian Glock. Dabei hat nicht nur Glock mit dem Verein im Vorfeld einiges getan. Es wurde sogar ein Motivationsvideo aufgenommen. Die Fans teilten zahlreiche Grafiken und warben für die Partie. Es hat dennoch nichts gebracht.

Das Frustrierende an der ganzen Sache ist die Erkenntnis, dass sehr gute Vereinsarbeit nicht belohnt wird. Auch schon zu schwachen Drittligazeiten kamen um die 1000 Zuschauer in die Halle. Jetzt feiern die Dessauer sportliche Erfolge in der 2. Liga. Und augenscheinlich kommen genau die gleichen Fans, die seit Jahren schon in der Halle sind. Es ist die Zeit nach der Pandemie, unglücklicher Termin unter der Woche, Dauerkartenbesitzer müssen für die Partie nochmal zahlen, usw. usf. Die Ausreden-Liste, bzw. die Gründe für die schwachen Zahlen sind allseits bekannt. Dennoch ist es, und das ist meine ganz persönliche Meinung, eine Schande für unsere Stadt. Der Sport, der Verein und allgemein dieses Team haben viel mehr verdient.

Zum Schluss noch etwas Positives: Vielen Dank an alle Fans die da waren! Die Halle war wie gewohnt ein echter Hexenkessel. Die Botschaft an das Team: Weltklasse! Einfach weiter so!