Relativ spontan ging es gestern für uns noch nach Elsdorf. Das Dorf in der Nähe von Köthen hat zwar nur acht Straßen und knapp 250 Einwohner, doch am Samstagabend traf sich dort die Dart-Elite aus der Umgebung. Das Vereinsheim der SG Rot-Weiß Elsdorf lädt auf fünf Dartboards zum gemütlichen Pfeile werfen ein. Insgesamt 24 Spieler waren gekommen, um am Elsdorfer Turnier teilzunehmen und darunter mit Rainer, Christoph und Guido auch drei Spieler aus Dessau von den Darts Lounge Gladiators.

Sie waren nicht die einzigen Akteure, die in der Mitteldeutschen Steeldart Liga aktiv sind. Allgemein war es ein sehr gut besetztes und vor allem auch sehr gut organisiertes Turnier. Zunächst wurde eine Vorrunde in Gruppen gespielt. Alle drei Dessauer konnten sich durchsetzen und erreichten die nächste Runde. Nun wurde im 16er-Doppel-KO System weitergespielt. Es dauerte nun ein paar Stunden, oder anders gesagt, weitere drei, vier Bockwürstchen, ehe es in die entscheidende Phase ging. Christoph musste nach einem Sieg und zwei Niederlagen als erstes die Segel streichen. Er fand am gestrigen Abend einfach nicht sein A-Game und hatte somit auch keine Chance auf eine Top-Platzierung.

Auch Guido musste kämpfen. Nach zwei Siegen setzte es nun die erste Niederlage. Anschließend ging es gegen Marcus um sein Überleben. Sein Gegner spielt bei der Dartfabrik aus Leipzig und war auch schon das ein oder andere Mal in Dessau zu Gast. Am Ende war er für Guido zu stark. Somit war nur noch Rainer im Geschehen. Da ich mit den Bildern so weit durch war, packte ich so langsam aber sicher meine Sachen. Die Auslosung ergab für Rainer nämlich nichts Gutes. „Können wir noch einmal neu losen?“, scherzte dieser, nachdem er nun gegen Justin Heinze aus Elsdorf ran musste. Vor der langen Corona-Pause hätte man gegen Justin definitiv schlechte Karten gehabt. Zählte er doch im Raum Anhalt zu den gefährlichsten Spielern. Doch Justin ist derzeit nicht gut in Form und somit ging der Sieg relativ souverän an Rainer. Der jedoch runzelte ordentlich mit der Stirn, denn nun bekam er eine fast unmögliche Aufgabe. Sein nächster Gegner: Christian Helmecke!

Christian Helmecke aus Braunschweig.

Dieser Name sollte eigentlich jedem Dartspieler in der Umgebung etwas sagen. Der Ex-Magdeburger, der wegen seines Studiums nun nach Braunschweig gezogen ist, zählt zu den besten Spielern in Sachsen-Anhalt (spielt weiterhin für die Bulls aus Magdeburg). Erst einen Tag zuvor hatte Helmecke bei einem anderen Turnier teilgenommen, die Gegner der Reihe nach „rasiert“ und sich den Turniersieg geschnappt. Ganz nebenbei ist Christian auch zukünftiger Bundesliga-Spieler.

Doch Rainer wuchs über sich hinaus. Hatte der routinierte Spieler in letzter Zeit vermehrt Probleme mit seinen Pfeilen und somit auch, sein A-Game zu spielen, lieferte er nun gegen Christian Helmecke mächtig ab. Das hat auch sein Gegner so nicht erwartet: „Starkes Spiel von Rainer. Muss man wirklich sagen“. Im Halbfinale traf Rainer nun auf Kay von den Köthener Flying Angels. Auch dieser hatte gegen Rainer nichts zu lachen. Der Dessauer sicherte sich den Finaleinzug und konnte in Ruhe auf seine Gegner schauen. Und mit Besorgnis richteten sich dann die Blicke auf Christian Helmecke. Dieser wurde immer und immer stärker und eilte ebenfalls in das Finale. Mit Christian Helmecke und Rainer Troitzsch trafen sich die stärksten Spieler des Abends erneut. Da Rainer bis dato noch ungeschlagen war, durfte er sich eine Niederlage gegen Christian erlauben. Und diese Niederlage folgte promt. Dabei hatte die Partie einen bitteren Ausgang. Rainer hatte vier Match-Darts, doch er vergab diese und Christian blieb eiskalt. Der Außenseiter aus Dessau schwächelte auf das Doppelfeld, vergab die letzten 12 Pfeile zu einem Leg-Gewinn.

Rainer Troitzsch aus Dessau.

Es folgte das zweite und nun entscheidende Finale. Wieder verlor Rainer das Ausbullen. Er musste Christian nun breaken, um zu gewinnen. Und es kam knüppeldick für ihn. Ein altes Problem tauchte wieder auf. Die „Bouncer“. Insgesamt drei Pfeile fielen in diesem Finale wieder aus dem Board und Christian führte schnell mit 1:0. Doch Rainer bewies Moral und kämpfte sich zurück in die Partie. Er ging die hohen Scores von Christian mit und schlug dann plötzlich sofort zu, als Christian die ersten Pfeile zur 2:0-Legführung vergab. Anschließend sicherte sich Rainer sein eigenes Leg, schaffte das Break und somit hatte der Außenseiter anschließend plötzlich die Chance, sich den Turniersieg zu sichern. Bei 50 Punkten Rest stellte er sich die Doppel 20. Ein Wurf und drin war der Pfeil.

Der Turniersieg ging nach insgesamt acht Stunden Spielzeit tatsächlich an Rainer Troitzsch aus Dessau. Ein wirklich tolles Comeback im dritten und letzten Spiel gegen Christian Helmecke. Nach der Partie war Rainer selber erstaunt, über so lange Distanz das hohe Niveau von Helmecke halten zu können. „Es war sehr anstrengend, aber ich bin sehr glücklich“, so der Dessauer. Auch Christian gab zu: „Das hat sich Rainer wirklich verdient. Ich bin zwar stark in das Finale eingezogen, konnte dann aber gegen Rainer nicht mehr das abrufen, was ich eigentlich kann. Der Turniersieg geht daher verdient nach Dessau“.

Glückwunsch Rainer!