Die Sommerferien sind lang. Ziemlich lang. Und es nervt ein wenig, dass alle ihre Urlaubsbilder in den sozialen Medien verbreiten. Einerseits schön anzusehen, andererseits weckt es in einem selber ebenfalls ziemlich große Reiselust. Also nebenbei immer schön Urlaubsbilder gegoogelt, den Booking.com-Tab offen und natürlich die Soccerway.com-Daten gecheckt. Immerhin ist ja derzeit auch Euroleague- bzw. Championsleague-Qualifikation in Europa. Doch so richtig sollte vorerst nichts passen. Entweder machten einem die absurd teuren Flugticketpreise einen Strich durch die Rechnung oder zum Zeitpunkt der 2. Qualifikationsrunde schieden die guten Teams bereits in der 1. Runde aus. Doch nach ewiger Recherche ergab sich dann eine Tour, quer durch Osteuropa, die mit der Karre möglich war. Aber 2300 Kilometer? Ernsthaft? Ja! Also herzlich Willkommen zum Reisebericht der Team-Sportstadt-Fünfländertour.

Die Tour begann also am Sonntag. Kurz vor zehn Uhr sammelte ich noch Philipp und Matze in Dessau ein und dann starteten wir vollgepackt in Richtung Polen. Wie der Name schon sagt, wollten wir innerhalb von sechs Tagen fünf verschiedene Länder mit dem Auto bereisen. Ein mächtiger, vielleicht auch sehr stressiger Plan. Ob das alles so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben, verraten die folgenden Zeilen.

Tag 1 – Lubin (Polen)
Beinah hätte das ein oder andere Kleidungsstück nicht ins Auto gepasst, da die riesige Süßigkeiten- und Snack-Tüte absolut oberste Priorität hatte und so bereits der halbe Kofferraum belegt war. Nun ja, durch Polen rollte es sich dann ziemlich angenehm und nach guten dreieinhalb Stunden erreichten wir Lubin. Kurz im Hotel eingecheckt, ging es erstmal zum Stadion von Zaglebie Lubin. Die spielen erste Liga in Polen und erwarteten am heutigen Tag Cracovia Krakow. Keine schlechte Partie. Zumindest an den Gegner hatte ich aus fantechnischer Sicht einige Ansprüche. Auf Heimseite bekam man dann Familienpublikum mit Hot Dog und ner große Cola zu Gesicht und dann ging es auch schon rein in die viel zu große moderne Arena. Wer sich vorher die Football-Factory-Reportage in Polen bei Youtube angeschaut hat und hier ähnliches erwartete, war natürlich fehl am Platz. Auch der Gästeblock rund um die Cracovia-Fans war mit maximal 70-80 normalen Fans besetzt. Keine aktive Szene am Start. Auf Heimseite waren vielleicht 3.000 Zuschauer anwesend. Stimmung war allerdings ordentlich. Wir besannen uns auf das tatsächlich gute Fußballspiel, welches leistungsgerecht 1:1-Unentschieden endete.
In der zweiten Halbzeit wurde es dann plötzlich auch in der anderen Ecke des Stadions etwas voller. Fünf 9er-Busse rollten an. Darin befanden sich Leute aus der Szene von Lech Poznan. Poznan ist befreundet mit Cracovia Krakow. Support gab es nicht, denn die tätowierten Sonnenbrillenträger sonnten stattdessen ihre Muskelkörper bei 35 Grad im sonnigen Teil des Gästeblocks. Weiteres gibt es eigentlich nicht zu berichten. So habe ich mir ein Spiel in Polen sicherlich nicht vorgestellt, war jetzt aber auch kein totaler Reinfall. Ich sag mal, eine 6,5 von 10 zu Beginn der Tour ist ja trotzdem ein solider Start. Abends machten wir noch den Marktplatz in Lubin unsicher und das Bestellen eines Waffeleis wurde zur echten Herausforderung. Wer mal dort sein sollte, muss unbedingt „Gofry bąbelkowe“ ausprobieren. Ein Genuss! Das Frühstück am nächsten Tag habe ich verpennt, dennoch mussten wir pünktlich weiterrollen, denn am Montag wartete bereits mein Highlight der Tour.

Tag 2 – Karvina und Ostrava (Tschechien)
Wieder waren es dreieinhalb Stunden Fahrt, die absolviert werden mussten. Der zweite Länderpunkt wurde markiert und gegen Mittag kamen wir an im schönen und beschaulichen Karvina in Tschechien. Den Dessauer Lesern wird der Ort ein Begriff sein. Genau, hier kommen einige Tschechen des DRHV 06 her. Während Matze und Philipp erstmal über den Marktplatz liefen und ne leckere Pizza killten, raste ich zum Stadion. Etwas Panik hatte ich, als ich gelesen habe, das Karvina das Spiel gegen Ostrava als großes schlesisches Derby beworben hatte. Naja gut, dass hat ja hier noch nicht viel zu bedeuten. Ausverkauft sind die Spiele dennoch selten. Nun ist Banik Ostrava aber in Tschechien ne ziemlich große Nummer und nur 20 Minuten entfernt von Karvina. Ziemlich verschwitzt erreichte ich das Stadion, an dem schon ca. 200 andere Fans ihr Unwesen trieben. Viele davon sogar aus Ostrava. Was wollten die? Tja, die bequatschten die Leute und versuchten vergeblich, eine Karte zu organisieren. Das Stadion in Karvina bietet Platz für 5000 Leute und das Spiel war seit Wochen ausverkauft. Ich fragte natürlich auch ein paar mal kreuz und quer durch die Runde. Vergebens. Ich bin ehrlich. Die ersten Tränen kullerten herunter und traurig ging ich zurück zum Auto. Durch Zufall habe ich am Spieler-Parkplatz geparkt. Dort stellte auch Martin Bukata (Spieler von Karvina) in diesem Moment seinen schicken Audi direkt neben mir ab. Die Sonnenbrille kurz nach oben geschoben, bog er kurz vorm Spielereingang noch einmal ab und erkundigte sich bei mir was los ist. Ich erklärte ihm die Situation. Extra aus Deutschland bin ich gekommen, extra um Karvina gegen Banik Ostrava zu schauen. Schön dumm eigentlich. Aber war ja nunmal so. Martin Bukata tröstete mich: „Ich sehe zu, was ich machen kann“. Ich wartete noch 15 Minuten am Auto und wollte mich dann langsam wieder in Richtung Hotel machen, da kam er doch tatsächlich noch einmal raus und rief mir hinterher. Jeder Spieler hat ein Spieler-Ticket und Bukata schenkte mir sein Ticket. Unfassbar. Natürlich war ich überglücklich und konnte es kaum fassen. Ein absoluter Ehrenmann. Matze konnte das Spiel nun leider nicht sehen (Philipp interessiert sich nicht groß für Fußball). Am Nachmittag sind wir alle drei noch nach Ostrava gefahren. Offizieller Grund war, die Stadt kurz zu besichtigen, aber Gerüchten zu Folge kamen wir auch noch „zufällig“ am Fanshop von Banik Ostrava vorbei, bei dem ich nicht wenige tschechische Kronen ließ. Zum Abend hin bin ich dann also wieder in Richtung Stadion gefahren. Einen Kilometer vor der ganz in grün gehaltenen Arena stoppten Polizisten die Autos. Mich auch. Am Kennzeichen hätte der Beamte eigentlich schon erkennen können, dass ich vermutlich kein Tschechisch verstehe. Dennoch stellte er mir ein Haufen Fragen, die ich alle mit einem: „Aääääh“ beantwortete. Dann kam aber: „Karvina or Ostrava?“. Stolz zeigte ich meine Banik Ostrava-Socken und er leitete mich auf den großen Tesko-Parkplatz. Ob ich dort parke, musste ich mir dreimal überlegen. Circa 250 tätowierte Schwermaschinen beäugten mich und mein Kennzeichen kritisch. Vor dem Aussteigen zog ich deshalb die Banik-Ostrava-Socken extra weit hoch und dann ging es rein in die Masse. Das war schon krass. Im Umkreis rannte einfach mal gefühlt jeder mit Ostrava-Tattoo oder Ultra-Shirt herum. Von 5000 Leuten im Stadion waren sicherlich knapp 3000 aus Ostrava. Ich hatte eine Karte mitten auf der Haupttribüne im Heimbereich und selbst dort waren zu Hauf Ostrava-Leute, deren T-Shirt-Sprüche garantiert nicht jugendfrei zu übersetzen sind.

Karvina hatte auf der Fantribüne nur nen kleinen Supporters-Club am Start. Ostrava verteilte sich überall im Stadion, die aktive Szene war aber natürlich im Gästeblock und in den Blöcken drumherum zu finden. Ich muss aufpassen, dass ich hier nicht zu sehr lobe, aber was die abgeliefert haben, war schon ziemlich geil und entspricht genau meinem Geschmack. Mitmachquote bei 100%, laute Gesänge schepperten ins weite Rund und auch die Fans auf den anderen Tribünen stiegen leidenschaftlich mit ein. Die nicht ganz so beliebte TV-Crew positionierte sich schlauerweise möglichst weit weg vom Ostrava-Pöbel, direkt vor einem Eckblock bei den Karvina-Fans. Doof natürlich, dass auch dort Banik seine Leute hatte. Die ersten Bierbecher kamen geflogen und Gesänge gegen den TV-Sender folgten. Banik wird in der Regel, aufgrund seiner doch sehr emotionalen Fans, die oftmals über die Stränge schlagen, bei den Sportsendern kritisch betrachtet. Ein Banik-Fan wollte es dann wissen. Nachdem bereits Feuerzeug und Bierbecher auf dem Platz lagen, hatte dieser noch nicht genug, zog eine seiner Socken aus und warf diese aber mal so dermaßen gut platziert in die Live-Übertragung der Anzug tragenden Moderatoren hinein. Daraufhin erntete er auch durchaus viele Lacher vom Heimpublikum. Zum Spiel ist eigentlich nicht viel zu sagen. Da Banik jede Saison oben mitspielt und Karvina um den Abstieg, waren auch in diesem Spiel die Vorzeichen klar verteilt. So gingen die Gäste im Verlauf des Spiels mit 0:2 in Führung und die Banik-Fans zeigten auf der Tribüne eine gute Show. Dass das Spiel am Ende noch einmal richtig hitzig wurde, ahnte niemand. In der 85. Minute traf Karvina zum 1:2 und nun wurde es spannend. Zunächst verhinderte eine Glanzparade den 2:2-Ausgleich und dann überschlugen sich die Ereignisse.

Erst bekam ein Ostrava-Spieler gelb-rot, weil er doppelt und direkt hintereinander einen Einwurf verzögerte und im nächsten Atemzug säbelte ein Karvina-Spieler einen Ostrava-Spieler aber mal so richtig weg und kassierte rot. Blöd für ihn, dass er durch die neue Auswechsel-Regelung das Spielfeld auf der kürzesten Seite verlassen musste. Erst ging er zwei drei Schritte in die eine Richtung, hätte dann aber direkt am Ostrava-Pöbel vorbei gemusst und drehte wieder um. Er ging den langen Weg, der aber nicht viel besser war. Aus den Ecken kamen wieder Bierbecher geflogen und ….. natürlich von dem einen Ostrava-Typen die zweite Socke. Mächtig was los war also bei diesem Derby, was Banik Ostrava kurz darauf mit 1:2 gewinnen konnte. Ein absolutes Highlight, ein tolles Spiel, klasse Stimmung und viel Drumherum-Geschehen. Anschließend ging es wieder zurück in die Innenstadt, in der wir abermals die tschechische Küche auf die Probe stellten. Danach ließen wir ziemlich erschöpft den Abend mit einem Bud Spencer & Terence Hill-Film (Vier Fäuste gegen Rio) im TV ausklingen.

Tag 3 und 4 – Budapest (Ungarn).
Ziemlich früh klingelte am Dienstag der Wecker, denn heute sollte eine knapp sechsstündige Autofahrt in Richtung Ungarn anstehen. Ich halte mich kurz: Die Fahrt verlief dank einem unterhaltsamen Podcast wie im Flug. Ganz interessant war der „Grenzübergang“ auf dem Landweg. Mitten in einem tschechischen Dorf standen innerhalb von zehn Metern zwei Schilder. Jeweils in Landessprache: „Sie verlassen Tschechien“ und „Willkommen in Ungarn“. Dazwischen lief eine 90-jährige Oma mit Kopftuch zum Bäcker. Die Straße voll mit Schlaglöchern und so breit, dass wir da gerade so durchgepasst haben. Eine Stunde später kamen wir dann in Budapest an. Gewohnt haben wir dort bei meiner Großcousine Laura, die im Zentrum eine Wohnung hat und gerade ihre Doktor-Arbeit zum Thema Wein-Anbaukrams schreibt. Kenne mich da nicht wirklich aus. Matze und Philipp tranken jedoch innerhalb der nächsten zwei Tage noch den ein oder anderen Wein (oder auch etwas mehr) aus dem Familienbetrieb. Ging mich vorerst nichts an, denn bereits einen Tag später spielte Ferencvaros Budapest in der Championsleague-Qualifikation gegen Valetta (Malta) und es hieß, auch hier sind die Karten schon wieder knapp. Also auf zum Stadion geheizt und Karten besorgt. Wer durch die Innenstadt von Budapest mit Auto fährt, sollte jedoch Nerven aus Stahl besitzen. Hier wird gedrängelt, waghalsig überholt und grün bedeutet noch lange nicht, dass man auf der Kreuzung freie Fahrt hat. Den Abend verbrachten wir dann mit Laura in einem leckeren Bürger-Restaurant und ziemlich zeitig ging es anschließend für einen Teil unserer Dreiergruppe ins Neste. Der andere Teil übte sich wie bereits erwähnt in der Weinverkostung. Am Mittwoch besichtigten wir zunächst Budapest. Eine superschöne Stadt. Über die große Donau-Brücke sind wir mit einer alten Straßenbahn gefahren, danach schlenderten wir über den Central-Markt. Es folgte ein lustiger Trip zum „Escape Room“. Wer das nicht kennt, man nennt es auch Fluchtspiele. Man ist praktisch meistens irgendwo eingesperrt, muss Rätsel lösen, bricht dann wieder aus usw. Wir mussten jedoch gute drei Kilometer dorthin latschen und mittlerweile waren wir schon ziemlich außerhalb, um nicht zu sagen am Arsch der Welt. Noch 30 Meter bis zum Escape Room. Nur noch links in eine Seitenstraße abbiegen. Aber nanu?! Polizei sperrte die Straße ab. Sie fragten wo wir hinwollen. Wir sagten, zum Escape Room. Der Beamte sprach mit seinen Kollegen und gab uns die Freigabe: „Aber nur auf der rechten Seite entlang laufen“. Uns kam das schon spanisch vor. Wir liefen dann in diese Straße hinein, ich schaute noch einmal auf meinem Handy, ob wir richtig sind und plötzlich erschreckte sich Philipp: „Ey !!! Können wir bitte wieder zurück?!“. Ich fragte: „Was denn los?“. Und Philipp wiederum: „Da drüben steht ein Typ mit Maschinengewehr“. Und tatsächlich stand da jemand. „Das kann doch gar nicht sein. Dort vorne steht doch Polizei“. „Ja, aber vielleicht ist der vom SEK?!“. Einige Schweißperlen suchten sich ihren Weg über Philipps Gesicht und das nicht wegen der prallen Sonne. Das die natürlich genau in dieser Seitenstraße einen TV-Film gedreht haben, daran hat natürlich niemand gedacht. War dann aber so und erleichtert gingen wir rein zum Escape Room. Unser dortiges Abenteuer war echt cool und hat sehr viel Spaß gemacht. Am Abend ging es dann zum Fußball. Ferencvaros ist der größte Verein in Ungarn und besitzt demnach auch die meisten Fans. Angekommen am Stadion zündeten die ersten Leute schon Rauchbomben, Fans zogen grölend zu ihren Blöcken und allgemein war einfach richtig viel los. Die Ultra-Gruppen von Ferencvaros boykottierten jahrelang das unfassbare Sicherheitssystem in ungarischen Stadien, sind aber seit dieser Saison wieder aktiv. Was ist damit gemeint? Man muss sich im Vorfeld beim Verein registrieren lassen, massig persönliche Daten abgeben und sogar seine Fingerabdrücke abgeben. Nur dann erhält man ein Ticket. Am Eingang muss man dann kein Ticket vorzeigen, sondern der Fingerabdruck wird abgeglichen und anhand dessen wird irgendwie elektronisch festgestellt, ob man Eintritt für dieses Spiel bezahlt hat. Für mich absolut absurd und ich hoffe, dass das in Deutschland keine Nachahmer findet. Davon mal abgesehen war der Stadionbesuch aber ziemlich geil.

Tolle Stimmung, viele Tore (Ferencvaros gewann 3:1) und sogar jemand aus der Welthauptstadt Klieken meldete sich per Instragram, dass er ebenfalls beim Spiel ist. Demnach haben wir uns kurzerhand in der Halbzeit noch mit besagtem Tom getroffen und nach dem Spiel wieder in Richtung Wohnung aufgemacht. Am nächsten morgen sollte es nun in Richtung Balaton gehen.

Tag 5 – Balaton (Ungarn) und Bratislava (Slowakei)
Um Punkt 9 Uhr startete die Zündung meines Autos und die Besetzung rollte in Richtung Balaton. Dort kamen wir nach einer Stunde in Siofok an und versuchten zunächst vergeblich das ungarische Parkautomatensystem zu knacken. Hundert Meter weiter klappte es dann aber auf einem anderen Parkplatz und anschließend suchten wir uns ein schattiges Plätzchen auf der Wiese des Central Beach. Das war bei 39 Grad auch zwingend nötig. Der Balaton ist der größte See Mitteleuropas und dementsprechend machen hier auch viele Menschen Urlaub. Hauptsächlich Familien und ältere Leute, aber auch drei coole Dudes aus Dessau, die gleich mal den Football auspackten und vor den Augen mehrerer erstaunter Urlauber ein paar fette Wurf- und Fangeinlagen ablieferten.

In der Mittagszeit hauten sich Philipp und Matze lecker Langos rein, ehe wir die letzte Abkühlung im warmen Wasser suchten und am Nachmittag weiter in Richtung Bratislava fuhren. Die Fahrzeit betrug ungefähr zwei Stunden. Bratislava fand ich persönlich am Schönsten. Wie in allen Städten an der Donau lohnt sich auch in Bratislava ein Gang über die große Donaubrücke. Auch die Gassen mit vielen traditionellen Geschäften, Kirchen und allgemein einem gewissen osteuropäischen Charme wissen sehr zu gefallen. Fußball fand in Bratislava leider nicht statt. Slovan musste natürlich in der ersten Qualifikationsrunde unbedingt ein 1:0 in der 94. Minute noch verspielen und somit platze das Spiel in der 2. Runde, welches eigentlich am Tag unseres Aufenthaltes stattgefunden hätte. Macht nichts. Stattdessen suchte Matze ein geiles Bürger Restaurant heraus. In dieser Lokalität befanden sich gefühlt alle Menschen der Welt. Es war rappelvoll, ähnlich wie Zabporters-Danny bei Auswärtsspielen. Die nette Kellnerin gab uns jedoch netterweise einen Tisch, der eigentlich reserviert war. Es schmeckte sehr lecker, auch wenn ich statt einem BBQ-Burger einen marginal schlechteren Chicken-Burger bekam.

Aufgrund der vielen Fahrerei waren wir Abends dann ganz schön platt und so ging es relativ früh ins Bett. Das Spiel beim Darts World Matchplay von Peter Wright auf DAZN habe ich mir trotzdem vorher noch gegeben.

Tag 6 – Wien und Linz (Österreich)
Bisher klappte alles erstaunlich gut. Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir am Freitag nach Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei mit Österreich auch das fünfte Land unserer Fünfländertour. Mit Wien besichtigten wir nach Budapest und Bratislava zudem die dritte europäische Hauptstadt. Für manche ist Wien die absolute Traumstadt. Für mich jedoch überhaupt nicht. In den Gassen am Stephanplatz laufen hauptsächlich Touris und Leute mit viel Knete herum. Breitling, Versace und Louis Vuitton öffnen ihre Türen, jedoch nur wenn man am Türsteher vorbeikommt. Mit meiner noch nassen Badehose, Tanktop mit Ketchup-Fleck und Badelatschen war ich hierfür natürlich nicht stilvoll gekleidet. Schade, hätte ich doch die Uhr für 790.000 Euro eigentlich gerne gekauft. Naja, wir schauten dann noch auf dem Naschmarkt vorbei. Philipp und ich griffen tief in die Tasche und kauften teure Süßigkeiten und für Wien bekannte Lebensmittel für Freunde und Bekannte. Spätestens nach einer halben Stunde war allerdings alles im Beutel schon geschmolzen. Schlecht gelaufen. Der Tag wurde aber noch besser. Wien ist sicherlich eine tolle Stadt, aber hat mich persönlich im Gegensatz zu den Städten zuvor nicht ganz so begeistert. Ist ja aber auch Geschmackssache. Am Nachmittag fuhren wir dann zur letzten Station unserer Tour nach Linz. Ebenfalls an der Donau gelegen besuchten wir hier das Fußballspiel zwischen Blau-Weiß Linz und Kapfenberg in der 2. Liga.

Recherchen zu Folge ist Blau-Weiß Linz trotz mittlerweile langen erfolglosen Jahren der doch coolere Verein in Linz und das obwohl der Rivale LASK Linz recht erfolgreich in der 1. Liga kickt. Diese Aussage hielt immerhin stand bis zum Kartenkauf. Der Preis von 14 Euro Stehplatz ist natürlich für 2. Liga heftig, aber im Vergleich zu den Weltraumpreisen vom Spiel Rapid Wien gegen Red Bull Salzburg, welches eigentlich geplant war, noch verkraftbar. Ich gab der Dame also meine 14 Taler und erhielt einen Kassenbeleg und wartete auf meine Eintrittskarte. „Off wuass wuartstn?“, fragte mich die Verkäuferin. „Na auf die Eintrittskarte“. „Giebts hia ned“. Ok, wie uncool ist das denn? Man erhält also einen Kassenzettel wie bei Kaufland, anstatt einer Eintrittskarte. Im Stadion waren dann knapp 1000 Zuschauer am Start. Davon aber auch gut 200 Ultras, die mit Regensburg und Stuttgarter Kickers befreundet sind. Lange hats nicht gedauert, bis einer bemerkt hat, dass wir offensichtlich nicht aus Linz stammen und quatsche mich an. Er war jedoch mega freundlich und es kamen auch gleich noch mehrere Leute hinzu und es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Ein paar Geschenke (Banik Ostrava Aufkleber von mir und im Gegenzug dafür Linz Aufkleber) wechselten den Besitzer und auch das Spieltagsheft der Ultras wurde mir geschenkt. Daraufhin spendete ich noch ein paar Euro in die Kasse am Fanstand und anschließend suchten wir uns einen Platz im Stadion. Angeblich will Linz in dieser Saison oben mitspielen. Wenn ich jetzt aber sage, dass Dessau 05 an nem guten Tag sowohl Linz als auch Kapfenberg besiegen könnte, ist das nicht mal gesponnen. Das Niveau auf dem Rasen war echt mehr als dürftig. Die Stimmung auf den Rängen dagegen war top. Das Spiel endete 1:1 Unentschieden. Gegen 21 Uhr programmierte ich also das Navi in Richtung Dessau. Ankunftszeit 03:30 Uhr. Also bislang machte mir die Fahrerei in den sechs Tagen überhaupt nichts aus, aber die Rückfahrt war dann natürlich ziemlich kraftraubend. Pünktlich um knapp 4 Uhr in der Nacht fuhren wir dann in Dessau Ost von der Autobahn herunter und somit endete eine tolle, aufregende Tour mit vielen einprägsamen Erlebnissen und Highlights.

Zahlen und Fakten:
Anzahl der Reisenden: 3
Anzahl besuchter Länder: 5
Anzahl besuchter Orte: 8
Anzahl besuchter Fußballspiele: 4
Anzahl der Tore in den vier Spielen: 12
Gefahrene Kilometer: 2317 Kilometer
Geblitzt worden: 1x
Verfahren: 1x
Gesamtkosten: ca. 325 Euro

Vielen Dank fürs Lesen.
Anmerken und Feedback sind erwünscht.
Storchi von Team Sportstadt