Was macht man zu Ostern, wenn es in Deutschland dauernd regnet, stürmt und auch nicht richtig viel los ist? Genau, man fährt in den Urlaub. Vier Freunde sowie den Hund eingepackt und so steuerten wir vor gut einer Woche den Gardasee in Italien an. Dank des zeitigen Aufstehens und der so nicht wirklich erwarteten Pünktlichkeit meiner Mitstreiter, konnte es pünktlich um 3 Uhr Nachts losgehen. Erstaunlich, wie voll die A9 schon um diese  Uhrzeit ist. Will nicht wissen, was hier Freitagnachmittag los ist. Gegen Mittag erreichten wir dann München und mussten noch einmal volltanken. Dank der doch günstigen Autobahn-Benzinpreise von 2.39 Euro pro Liter wurde gleichzeitig das erste Mal die 100,00 Euro Marke geknackt. Das es auch anders geht, beweisen unserer Nachbarländer. Sowohl in Österreich als auch in Italien kommt man deutlich günstiger weg. Am Gardasee tankt man für durchschnittlich 1.70 Euro.

Kaiserwetter am ersten Tag.

Nach gut neun Stunden Fahrt erreichten wir dann unsere Unterkunft im mittleren Osten des Sees. Eine Ferienhaus-Siedlung, jeweils mit großen Garten, Terrasse, Pool, Grill etc. Wirklich schön. Wir machten es uns erst einmal am Tisch bequem und versuchten vergeblich, den Hauseigentümer zu kontaktieren, ehe wir irgendwann festgestellt hatten, dass der Schlüssel bereits in der Tür gesteckt hatte. Wir waren nach der anstrengenden Fahrt ziemlich kaputt. Aber für ein erstes Eis im Ort hatte es trotzdem noch gereicht. Ein schönes Cafe, die Preise warn in Ordnung und der Blick auf den Gardasee war hervorragend. Ein toller erster Eindruck. Zurück im Ferienhaus machten wir erstmal noch den Pool klar und befreiten ihn von seiner Überdeck-Folie. Bis auf Mailo (Hund) traute sich aber niemand herein. Ziemlich kalt, obwohl es draußen schön warm war. So richtig alt wurde dann später keiner mehr, so dass wir relativ zeitig ins Neste gesprungen sind.

Hundestrand und „Barbecue“.

Am zweiten Tag machten wir uns Vormittag auf zum Hundestrand nach Limone. Es ist der nächstgrößere Ort und dieser ist bekannt, wie der Name schon verrät, für seine schönen Organen- und Zitronenbäume. Die Innenstadt zeichnete sich durch enge Gassen aus und unten am Hafen gab es unzählige Cafes und Restaurants. Sehr schön hier. Wir wollten jedoch erst einmal zum Hundestrand. Die Parksituation war hierbei nicht so einfach. Wenn du dem Navi vertraust und einfach in Richtung Hundestrand fährst, kommst du irgendwann auf eine Straße, die enger ist als die meisten Autos. Also rückwärts wieder den Berg hinauf fahren. Genau das, worauf ich bei Hitze und hunderten Passanten jetzt Bock hatte. Aber nützt ja nichts, also wieder hoch. Und ganz ehrlich… ja, man muss ja nicht immer mit dem Auto bis zum Ziel fahren. Also auf einen Parkplatz gefahren und eins, zwei Kilometer gelaufen. Und dann waren wir am Hundestrand. Hier merkt man ganz deutlich, dass die Saison am Gardasee noch nicht richtig begonnen hat. Ein toller Strand, die Hunde können sich hier richtig austoben. Es war aber nur ein weiterer Hund vor Ort. Der hatte auf Mailo aber mal so gar kein Bock und zudem war er auch an der Leine. So mussten wir alleine mit unserem Hund spielen, der allmöglichen Krams mit aus dem Wasser mit an Land gezogen hatte. Nachmittags ging es noch einmal in die Innenstadt, da wir noch Sonnenschutzmittel kaufen mussten. Aus welchem Grund auch immer ist das hier am Gardasee, egal wo man hinfährt, abartig teuer. Um die 15 bis 20 Euro zahlt man, je nach Menge. Da der ein oder andere aus unserer Gruppe jedoch einen mächtig roten Nacken hatte, wechselten die Euros schließlich doch noch ihren Besitzer.

Abends wollten wir dann grillen. Grillzeug war relativ günstig. Also in etwa so teuer, wie bei uns. Heme angekommen stellten wir dann fest, dass wir Feueranzünder benötigen. Gabs auch nicht im Supermarkt. Also riefen wir den Hausbesitzer im Dauertakt an und waren dann ziemlich verwundert, als dieser doch heran ging. „Alfredo“ (keine Ahnung wie er wirklich hieß) sprach natürlich nur italienisch. Im ersten Moment habe ich mir irgendwelche italienischen Wörter ausgedacht (für den Gag) und ruderte dann aber schnell zurück. Wir wollten ja mit dem Anruf noch etwas erreichen. Dank Google-Übersetzer konnten wir mit ein wenig Hängen und Würgen folgende Antwort erwirken: „Barbecue? Ci, ci. Due Stunden“. Due Stunden, bedeutet, dass wir noch zwei Stunden auf Alfredo warten mussten. Dieser hatte dann aber alles mit an Bord und bereitete mit uns den Grill vor. Super nett vom Hausbesitzer, der allgemein für jeden Spaß zu haben war.

Nach dem Grillen saßen wir zusammen und spielten die Gesellschaftsspiele unserer Wahl und Fußball im TV lief ja dann auch noch…

Malcesine, der schönste Ort am Gardasee.


Wenn man Orte am Gardasee googelt, dann sind sich fast alle einig: Die schönste Stadt ist Malcesine. Wer Game of Thrones geschaut hat, kann Malcesine ungefähr mit Königsmund vergleichen. Das Wetter am Mittwoch war wieder mal top und so schauten wir, wie wir auf die andere Seite des Sees kommen. Mit dem Auto macht gleich mal gar keinen Sinn, da man für jeden Kilometer gefühlt ne halbe Stunde benötigt. Die Bergstraßen sind super eng und jede zwei Minuten kommt einem ein Auto entgegen und man muss rückwärts die Straße wieder zurück. Nichts für schwache Nerven und dabei sind ja noch gar nicht in der Hochsaison. Also entschieden wir, mit der Fähre herüber zu fahren. Neun Euro für hin und zurück ist nicht nur ein super Preis, man hat ja gleichzeitig auch noch ein Erlebnis. Man sieht den riesigen Gardasee, der im Sommer an manchen Stellen übrigens bis zu 25 Grad warm werden kann und über 300 Meter tief ist, in seiner vollen Pracht. Am Horizont erkennt man im Süden hunderte Segelboote. Mein Kumpel Björn hatte mir das vor der Reise erzählt. Der Gardasee ist ein Paradies für Segler, Taucher, Klippenspringer und Surfer. Klippenspringen stand übrigens auch auf meiner To-Do-Liste. Es gibt schier unzählige Möglichkeiten, aus fünf, zehn, fünfzehn oder wer will auch aus 20 Metern Höhe in den Gardasee zu jumpen. Der See ist allerdings um die Jahreszeit gefühlt noch zugefroren, so dass baden und Klippenspringen leider von der Liste gestrichen werden musste.

In Malcesine angekommen, haben mich direkt erstmal die tausenden Touristen (hauptsächlich Deutsche) genervt. Man hat in der tollen Innenstadt praktisch keine andere Möglichkeit, als mit der Masse mitzulaufen. Wir entschieden uns, mit der Gondel zunächst auf den Monte Baldo (höchster Berg) zu düsen. In der Gondel, in der gut und gerne 30-40 Leute Platz gefunden hatten, war Mailo dann der große Star. Er hatte seinen Auftritt, als er draußen irgendwelche Kühe entdeckt hatte. Bellen und Knurren im Dauertakt. Das Gelächert der Touristen galt ihm. So verging die Fahrt nach oben relativ zügig. Über 1800 Meter hoch und natürlich lag auch an jeder Ecke Schnee. So glasklar, wie Fredi sagen würde, ist das aber eigentlich gar nicht. Denn oben waren es bestimmt auch über 10 Grad. Eher 15 Grad würde ich schätzen. Und der Schnee war noch über einen halben Meter hoch. Wie dem auch sei, fest stand natürlich, dass ich die Schneepiste erst mal abchecken musste. Das Ergebnis: Nasse Socken und ne richtig schnelle Zeit. Ansonsten kann man dort natürlich super wandern. Zwischenzeitlich waren wir auf über 2000 Meter Höhe angekommen. Die Aussicht ist natürlich Weltklasse. Ebenfalls spektakulär sind die vielen Paraglider, die sich direkt am Abhang auf den Weg machen. Am späten Nachmittag ging es dann wieder herunter und den tollen Tag beendeten wir mit einem leckeren Essen, direkt unten am See.

Das wahre Italien und Euroleague in Bergamo oder 4. Liga in Desenzano?


Ursprünglich war geplant, den vierten Tag der Reise mit Fussball zu verbringen. Bergamo liegt circa 1,5 Stunden weg und RB Leipzig war in der Euroleague zu Gast. Spontan habe ich es mir dann aber anders überlegt. Wie gesagt, wir befanden uns im Norden des Sees und tatsächlich benötigt man zu Stoßzeiten fast zwei Stunden, um in den Süden zu gelangen. Und von dort aus wäre es dann noch einmal eine Stunde bis nach Bergamo gewesen. Und eine Sache turnt mich weiterhin überhaupt nicht an, nämlich dass man Italien weiterhin Maske am Platz tragen muss. Das definitiv ohne mich. Also habe ich zeitnah nach einer Alternative gesucht und die hieß: Desenzano Calcio gegen Nova Giussana in der Serie D, der 4. Liga Italiens. Der Traum eines jeden Fussballfans – Nicht! Doch dazu später mehr.

Erst einmal danke ich meinem Kumpel Matze, der durch Zufall erfahren hatte, dass einer seiner Freunde aus Waldersee mit seiner Familie ebenfalls am Gardasee war. Die Besonderheit: Stefano ist Italiener und seine Familie hat in den hohen Bergen ein riesiges Grundstück. Dort wurden wir zum Essen eingeladen und erlebten für kurze Zeit mal das „wahre“ Italien. Damit meine ich, mal eben weg vom Tourismus zu sein und einige der regionalen Schätze zu verkosten. Bei Stefano gab es nämlich hausgemachten Schinken und Salami. Ebenfalls durften wir frischen Ziegenkäse essen und für die anderen gab es auch Wein-Kostproben. Herrlich, so lässt es sich leben. Vielen Dank nochmal für die Einladung.

Am Nachmittag fuhr ich dann noch Desenzano in den Süden. Bis in die größte Stadt am See benötigte ich tatsächlich eine Stunde und 40 Minuten. Ich war definitiv auf 180, als ich dort an kam. Die Fahrerei ist nichts für schwache Nerven. Aber dafür war Desenzano noch einmal ein echtes Highlight. Im Süden gibt es keine Berge, dafür ist es hier noch einmal zwei, drei Grad wärmer. Die Sonnenuhr am Strand zeigte 29 Grad an. Hier trauten sich dann auch einige Kinder ins Wasser. Ich machte mich aber auf die Suche zum Stadion. Vierte Liga… nun ja. Also das geht in Deutschland von 8.000 Zuschauern (Rot-Weiß Essen) bis 100 Zuschauer (Hoffenheim II). Ich wusste absolut nicht, was mich erwartet. Das Stadio „Franzesco Ghizzi“ besitzt ne relativ große Tribüne. Das ist ja schon mal gar nicht so schlecht. Noch war bis zum Anpfiff ein wenig Zeit. Überall hängen große Plakate von Marcell Jacobs. Wer kennt ihn? Einige vielleicht doch. Er gewann 2020 in Tokio die Goldmedaille im 100m-Lauf. Er ist Italiener und sein Trainings-Stützpunkt ist in der Nähe von Desenzano. Ein wenig von Vorteil war, dass man das Spiel dann auch ringsherum um das Stadion am Zaun anschauen konnte. Ich bin ja sonst nicht son Geizkragen, aber 12 Euro Eintritt waren es mir dann doch nicht Wert. Hauptsächlich deshalb, weil hier absolut gar nichts los war. Ganze 25 Zuschauer saßen gelangweilt auf der Tribüne herum. Die Hälfte davon waren entweder der Zweiten Mannschaft oder der Jugend von Desenzano zu zuordnen. Blieben in etwa 15 Opas übrig, die den Tabellenfünften sehen wollten. Aber pöbeln konntense gut. Teilweise hat man sie sicherlich auch bis zum Strand gehört, der nur 150 Meter entfernt war.

Das Spiel war sogar richtig gut. Desenzano spielte stark und gewann am Ende 4:1. Ich habe mal geschaut, das Heimteam hat mehrere Tausend Follower bei Facebook und bei Instagram sowie ein gutes arbeitendes Social-Media-Team. Wundert mich echt, dass hier absolut gar nichts los war. Zumal Desenzano Calcio direkt am Gardasee der größte Verein ist. Die Antwort bekam ich auf einem Skater-Platz Nähe des Stadions. Hier liefen eins, zwei Dudes mit Brescia-Jacken herum. Einer von ihnen konnte Englisch und gab mir zu verstehen: „Rund um den Gardasee gibt es nur Brescia und Bergamo. Alle gehen dort hin. Wenn du richtigen Fussball und Atmosphäre erleben willst, musst du zum Derby zwischen Brescia und Bergamo gehen. Es ist übrigens diesen Samstag“. Na toll, ich sabberte so, wie wenn ich Mailo ein Leckerli anbiete und stellte dann aber direkt fest, dass wir ja schon am Freitag zurück fahren. Und Maskenpflicht ist ja in Italien auch noch am Platz. Zumindest bis Ende April. Laut den Jugendlichen hält sich in der Kurve aber niemand davon. Ist auch eher als eine Empfehlung zu verstehen. Wie bei uns eben.

Mit vielen Eindrücken ging es Abends zurück in die Unterkunft, wo wir es uns bei einem leckeren Eis und einem Spieleabend nochmals gut gingen ließen.

Abfahrt nach Deutschland und Fazit.

Wer bis jetzt gelesen hat, wird festgestellt haben, dass die Eindrücke durchaus positiv sind. Allerdings verlasse ich den Gardasee mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist die Natur atemberaubend. Der See ist riesig, besitzt glasklares Wasser und die Berge drumherum sind beeindruckend. Wir waren aber in der Nebensaison hier. Die Unterkunft war deshalb billig und sicherlich auch die Preise in den Cafes und im Supermarkt. Würde mich nicht wundern, wenn die noch einmal deutlich anziehen im Sommer. Und dann ist es mir dann etwas zu teuer. Die Preise im April sind so schon über dem deutschen Niveau. Und es kann irgendwie ja auch nicht sein, dass du für Sonnenschutzzeug 15 Euro bezahlst und für ein paar Brötchen, Aufstrich, Käse, Wurst und etwas Obst zusammen über 50 Euro (war tatsächlich einmal der Fall). Und die engen Gassen in den Städten sind auf der einen Seite super schön, doch im Hochsommer mit tausenden Touristen kommst du hier nur schwer von A nach B. Dazu kommt, dass man leider die vielen Wasser- und Wassersport Angebote des Sees im April noch nicht wirklich nutzen kann, da die Wassertemperatur einfach noch zu niedrig ist. Das wussten wir aber vorher schon. Ist auch nicht ganz so schlimm.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass die Gegend rund um den Gardasee einfach toll ist, aber die Rahmenbedingungen passen mir nicht so wirklich, weshalb ich demnächst nicht noch einmal (zumindest nicht zeitnah) herkommen möchte. Aber nicht falsch verstehen. Der jetzige Urlaub war top und wirklich klasse. Aber es reicht mir dann, alles einmal gesehen zu haben. Ich empfehle trotzdem jedem, den Gardasee einmal zu bereisen. Es lohnt sich! Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte lieber im Sommer können, so dass diese dann auch baden können.

Bis bald.
Storchi