Mit 28 Jahren ist Richard Selka der jüngste Trainer in der Landesklasse 5. Der VFB Gräfenhainichen ist seine erste Trainerstation im Männerbereich, doch er wirkt direkt wie ein alter Hase. „Wir begrüßen bei den Gästen unsere ehemalige Katze: Richard Selka“, ertönt es auf dem Kienfichten-Sportplatz zu Beginn des Spiels. Selka schmunzelt kurz, bleibt aber direkt fokussiert und hat die erste Ansage für seine Abwehr-Kette parat: „Klare Bälle Männer, klare Bälle“. Natürlich wusste er, dass der ein oder andere Spruch von DSV-Stadionsprecher Peter Krause kommen wird. „Er hat gesagt, er wird meinen Namen nicht einmal richtig aussprechen“. Es war am gestrigen Samstagnachmittag eine sehr freundschaftliche Atmosphäre unter alten Wegbegleitern.

Nach dem Selka seine Kindheit in Roßlau beim SV Germania verbrachte, war er einige Jahre beim Dessauer SV 97 zu Werke, ehe es ihn als Trainer über Thalheim in die Jugendabteilung des SV Dessau 05 gezogen hatte. Nun ist er Chefcoach beim VFB Gräfenhainichen. Die Region kennt er mit seinen 28 Jahren daher wie seine Westentasche. „Die Liga ist sehr ausgeglichen“. Dass Roßlau, Wittenberg und auch sein Team oben mitspielen werden, ahnte bereits vor der Saison. Und auch den SV Blau-Rot-Coswig hatte er frühzeitig als Stolperfalle ausgemacht. „Die sind mit ihrem großen Kader unberechenbar“. Gräfenhainichen verlor dort mit 3:0.

Coach Selka gibt Anweisungen an sein Team.

Doch gegen den Dessauer SV 97 fand der VFB dann direkt gut in die Partie hinein. Yacoubou Mande traf aus gut und gerne 30 Metern per Fernschuss zum 1:0. „Sonntagsschuss“ hieß es von den Zuschauerrängen. „Nene, das kann der wirklich“, erklärte Richard Selka und sah nur wenige Minuten später das 2:0 seines Teams. Diesmal lief Marvin Römling allein auf DSV-Keeper Deistler zu, umkurvte diesen und schob mühelos ein. Und was ist eigentlich mit den Hausherren los? Normalerweise sind die Heimspiele des Dessauer SV 97 ja eigentlich dafür bekannt, extrem torreich zu sein. Doch von den Offensivspektakel vergangener Jahre war zumindest in der ersten Halbzeit nichts zu sehen.

Erst im zweiten Durchgang erwachten die 97er und machten dem zwischenzeitlichen Tabellenführer das Leben schwer. Sebastian von Kloeden verwandelte in der 72. Minute den fälligen Elfmeter und verkürzte zum 1:2. Nun war es eine Partie auf Messers Schneide, bei der die Gäste aus Gräfenhainichen am Ende jedoch die Nase vorn hatten. Es blieb beim 2:1 für die Elf von Richard Selka, der sich mit seinem Team nach dem 6. Spieltag weiter auf dem 2. Tabellenplatz befindet.