Zwei Saisonstarts, die gegensätzlicher hätten gar nicht sein können. Während die HG 85 Köthen am ersten Spieltag der Mitteldeutschen Oberliga souverän mit 31:22 in Jena gewann, unterlag der SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz nach einer schwachen Vorstellung zu Hause gegen die HSG Freiberg mit 16:23. Auch beim anschließenden Auswärtsspiel in Pirna erzielten die Wittenberger nur 17 Treffer. Die Köthener gewannen dagegen auch ihr zweites Spiel gegen Glauchau/Meerane mit 31:24 und sind auf einem guten Weg.

Am gestrigen Samstagabend trafen beide Teams zum Derby aufeinander. Viele Spieler beider Teams haben sich vor der Partie herzlich empfangen. Kein Wunder, haben etliche Akteure in vergangenen Tagen selber einmal miteinander gespielt. Unter den knapp 250 Zuschauern waren auch viele Dessauer. Auch das ist keine große Überraschung. Tomas Pavlicek, die lebende DRHV 06 Legende, läuft ja bekanntlich inzwischen für die Wittenberger auf. Neben Pavlicek haben 14 weitere Spieler oder Trainer eine Dessauer Vergangenheit. Hoffmann, Schöne, Knape und Trainer Armands Uscins bei den Gästen sowie Krug, Hensen, Kanzler, Serfas, Just, Milkow und Danovski bei den Hausherren, trugen mal das blau-weiße DRHV-Trikot. Hinzu kommen Winter, Gmirek und Hernig, die allesamt mal für die SG Kühnau aktiv waren.

Pavlicek war es dann auch, der in den Anfangsminuten gleich mal für Furore sorge. Er erzielte nicht nur den ersten Treffer der Partie, er holte sich nach fünf Minuten auch direkt die erste Zeitstrafe ab.

WWE-Star Roman Reigns hätte es nicht besser gekonnt. Per „Spear“ räumte der Tscheche den Köthener Tom Groll ab, kassierte dafür gelb und eine zwei Minuten-Strafe gleich noch hinterher. In der Anfangsphase war es ein Spiel der Torhüter. Christian Kanzler hielt bei den Gastgebern nahezu alles, was es zu halten gab und auch Jan Knabe machte einen guten Job. So fielen nach 14 Minuten insgesamt erst sechs Treffer. Die HG 85 Köthen kam dann besser ins Spiel und lief den Wittenbergern davon. Frank Grohmann, der fast das komplette Spiel in Manndeckung genommen wurde, erzielte für sein Team nach 16 Minuten das 6:2. Elf Zeitstrafen in der gesamten Partie sprechen dafür, dass es auf der Platte ordentlich zur Sache ging. Die HG war jedoch eindeutig der Chef im Ring. Rene Uelsmann traf für die Hausherren in der 35. Minute zum 18:12. Genau dann, als man den Eindruck hatte, der Zug sei abgefahren, kamen die Wittenberger über viel Kampf zurück in die Partie. Einige Paraden und ein schier unaufhaltsamer Chris Hoffmann am Kreis legten dafür den Grundstein. Und so wurde es noch einmal spannend. In der 48. Minute verkürzte Pascal Beyer zum 22:21. Wittenberg blieb weiter dran. Pascal Hernig netzte kurz vor dem Ende in Unterzahl und bei angezeigtem Zeitspiel per Hüftwurf zum 25:24 ein. Köthen blieb allerdings immer das eine Tor besser und war letztendlich in den Schlussminuten auch die abgeklärtere Mannschaft. Justin Milkow in der Schlussminute per Abstauber zum 29:25.

Hernig verkürzte kurz darauf noch einmal mit dem kuriosesten Treffer seit langem. Der flinke Wittenberger setzte sich im Eins-Eins gegen seinen Gegenspieler durch und warf. Der überragende Kanzler mit der Parade, doch der Ball flog gefühlt zehn Meter nach oben und Christian Kanzler schloss offenbar schon mit der Situation ab. Der Ball landete allerdings nach der großen Bogenlampe hinter ihm im Tor. Beide Spieler konnten sich das Lachen nicht verkneifen. Die Partie war längst entschieden. Am Ende gewinnen die Köthener verdient mit 30:26 und sind nun mit drei Siegen aus drei Spielen Tabellenführer in der Mitteldeutschen Oberliga.