So Freunde, wie siehts aus mit dem „gefährlichsten Klettersteig“ der Welt? So zumindest wird der „Caminto del Rey“ in Südspanien in diversen Reiseführern bezeichnet. Um gleich mal die Spannung ein wenig nehmen: Er galt bis 2015 als gefährlichstes Kletter-Abenteuer der Welt, wurde aber dann aus mehreren Gründen saniert und ist inzwischen deutlich sicherer. Aber immer noch spektakulär!

Über Silvester bin ich als mit meinem Kumpel Martin in Südspanien (Andalusien) und natürlich stehen einige Ausflüge auf dem Programm. Wir wohnen in einem Ferienhaus in Fuengirola (Nähe Malaga) und am 30.12.2021 fuhren wir spontan zum Caminto del Rey. Die Bilder im Reiseführer waren einfach zu verlockend. Die Fahrt führte mit dem Mietauto ca. 45 Minuten durch die schöne Gebirgslandschaft bis zum Dorf „El Chorro“, das gerade einmal 240 Einwohner hat, in Spanien aber aufgrund der tausenden Touristen, die jährlich das Kletterabenteuer bestreiten, sehr bekannt ist. So, wieso galt der Caminto del Rey nun als gefährlichster Klettersteig der Welt? Nun, wer die bekannten Schluchten einmal googelt, wird feststellen, das eben bis 2015 etliche Bergsteiger und auch Touristen bei waghalsigen Kletter-Manövern ums Leben gekommen sind. So gut wie nichts war präpariert und so suchten sich die Extremsportler ihre eigenen Wege. Die steilen Felshänge führen bis zu 200 Meter nach unten. Als die Todesfälle sich trotz zahlreicher Warnungen immer wieder häuften, entschied die Lokalregierung, den berüchtigten Klettersteig zu sanieren. Seit dem ist er absolut sicher und wird jährlich von hunderttausenden Touristen besucht.

So viel zur Geschichte. Wir untersuchen, wie viel Charme der Caminto del Rey noch besitzt. Zunächst ist schon die Parkplatzsuche (wohlgemerkt außerhalb der Saison Ende Dezember) ziemlich aufregend. Die mutigsten Touristen parken direkt an der Straße ohne Absperrung, wo es ebenfalls 1-200 Meter bergab geht. Wir fuhren lieber etwas weiter auf einen öffentlichen Parkplatz. Der war jedoch ebenfalls nicht ohne! Martin stieg lieber aus und schaute, wie viel Platz vorne und hinten noch war, ehe es etliche Meter in die Tiefe ging. Dann ging es los. Nach wenigen Metern war die erste Vorfreude getrübt. Eine gefühlt tausend Meter lange Schlange und dabei waren wir zeitig unterwegs. Und dann kam der Hammer. Für die jetzige Reisezeit war der Caminto del Rey bereits seit Februar 2021 ausgebucht. Was? Ausgebucht? Was muss man hier buchen? Wir dachten, das ist wie beim Brocken. Einfach loslaufen und irgendwann kommt man an. Naja, das nächste Mal fünf Minuten länger Zeit nehmen bei der Recherche. Wir hatten allerdings großes Glück. Einige Touristen hatten kurzfristig abgesagt, so dass wir spontan doch noch zwei Tickets für das Abenteuer erhielten. Für 10 Euro pro Person. Geht wirklich klar. Helme auf, mit uns in der Gruppe ein älteres deutsches Paar, zwei Italiener und der Rest Spanier. Ich muss dazu sagen: Ich habe mittelmäßige Höhenangst, Martin ziemliche Höhenangst. Doch der Anfang ging noch. Wir staunten über die Aussicht und das bei 31 Grad. Will nicht wissen, wie die Leute zu tun haben, wenn die Sonne im Sommer bei über 40 Grad auf den schmalen Gehweg scheint.

Unfassbar spektakulär!
Die komplette Wanderroute verläuft sich auf knapp sechs Kilometer. Gute fünfeinhalb Kilometer beschränkt es sich jedoch auf Aussicht genießen, mal ein kleiner Hügel hier, mal ein kleiner Hügel dort. Im Prinzip wirklich wie die Brockenbesteigung im Sommer. Dann aber ging es plötzlich los. Man sah, wie alle 20 Meter vor uns ihre Handys zückten und das aus gutem Grund. Nun führte einer schmaler Steig direkt an der Felswand entlang. Die Leute wurden ruhiger, besannen sich darauf, keinen falschen Schritt zu machen. Außer „Bettina“ und „Bernd“. So nannten wir das deutsche Paar, über das wir immer wieder lachen mussten. Und das war gut. Das nahm uns die Anspannung. Ich habe gefragt, ob sie das zehnte Mal hier sind. Nein! Das erste Mal. Aber hey: „Habt ihr Höhenangst oder was ist los?“, rief mir Bernd herüber, als er in absoluter Gelassenheit und in einem schnellen Tempo an uns vorbei raste. Dabei waren wir nicht die Einzigen, die sich Zentimeter um Zentimeter vorwärts kämpften. Nach unten geblickt habe ich nur selten. Da wird einem echt schlecht. Bernd und Bettina waren inzwischen gefühlt 100 Meter vor uns und gaben der nächsten Gruppe Lichthupe. Der Anblick war einfach nur spektakulär. Und dann erreichten wir die Hängebrücke. „Da müssen wir jetzt hoffentlich nicht drüber“, sagte Martin. Die andere Option wäre jedoch gewesen, die 5,5 Kilometer wieder zurück zu wandern. Also Augen zu und durch! Einfach unfassbar. Für den 0815-Touristen, so wie wir es sind, ist das einfach ein unvergessliches Erlebnis. Über 100 Meter über dem Wasser läuft man über eine Brücke, die bei mächtig Wind erstens ordentlich wackelt und zweitens kann man aufgrund der „Loch-Konstruktion“ direkt nach unten schauen. Mir war beim Herüberlaufen mächtig „schwumrig“ und zehn Kreuze, als wir dann drüben waren. Viel Zeit zum Verdauen blieb mir allerdings nicht. Drei Meter weiter saß Bernd auf einem Felsen, gönnte sich ne Schnitte und meckerte mit Bettina: „Iss mal schneller. Wir wollen nachher noch weiter“. Die beiden Deutschen waren mit dem Campingmobil nur auf Durchreise und fuhren am Nachmittag noch weiter nach Faro (Portugal).

Fazit: 9,5 von 10 Sterne!
Mit Sicherheit gibt es in Brasilien, China oder sonst irgendwo noch Klettersteige oder Brücken, die spektakulärer sind. Aber wir sind ja hier in Südspanien und nicht am Ende der Welt. Was für ein Erlebnis und das bei 31 Grad im Winter. Für ungeübte Kletterer ist das auf jeden Fall ein wirkliches Adrenalin-Erlebnis. Klettern an sich muss man zwar entlang der 5,5 Kilometer-Route nur selten, dafür steht hier aber die Sicherheit im Vordergrund und das ist aufgrund der vergangenen Todesfälle auch gut so. Was natürlich ein wenig stört, sind die tausenden Touristen, die gleichzeitig mit einem den Weg passieren. Auch fühlte es sich zumindest am Anfang an wie Fließband-Abfertigung. Allerdings verläuft es sich dann auch irgendwann und man ist dann nur noch mit den gleichen 2-3 Leuten unterwegs!

Hier der Videoblog zum Caminto del Rey:

Es war ein super Erlebnis! Wer in Südspanien ist muss das unbedingt erlebt haben.