Feldhandball? Was ist das? Die Jüngeren unter euch werden diese Sportart gar nicht kennen, denn seit den 70er Jahren bestimmt in Deutschland ausschließlich der Hallenhandball das Geschehen. In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg bis in die 60er Jahre jedoch strömten die Massen zum Feldhandball. Und unsere jetzige Doppelstadt Dessau-Roßlau konnte sich 1951 erfolgreich in den Geschichtsbüchern verewigen. Völlig unerwartet sicherte sich die BSG Motor Schiffswerft Roßlau in einem spannenden Finale gegen die BSG Mechanik Gera den DDR-Meistertitel im Feldhandball.

Über diese Zeit haben wir uns mit Peter Teckel unterhalten. Peter selber spielte zu DDR Zeiten in der höchsten Spielklasse des Handballs und war damaliger Zeitzeuge des Roßlauer Erfolgs. Er war Live mit dabei, als 1951 bis zu 7000. Zuschauer auf dem Sportplatz am Streetzer Weg ihr Team angefeuert hatten. Das Endspiel gegen Gera, das in Leipzig ausgetragen wurde, verfolgte er als kleiner Junge per Radio. Viele tausend Roßlauer Fans waren jedoch mit nach Leipzig gefahren und hatten auf dem Rückweg natürlich ordentlich Grund zum feiern.

Neben dem großartigen Erfolg der BSG Motor Schiffswerft Roßlau sorgte zu gleicher Zeit auch die BSG Waggonbau Dessau im Fußball für Furore. Die Dessauer sicherten sich 1949 den ersten Titel des FDGB-Pokals (DDR-Pokalsieger). Übrigens, genau wie die Feldhandballer besiegte man dabei das sächsische Team aus Gera. In der DDR-Oberliga Saison 1952/1953 hatten die Gegner gegen Dessau nichts zu lachen. Die Hinrunde beendete die BSG Motor Dessau mit 25:1 Punkten auf Platz 1. Die Dessauer führten die Tabelle schon mit acht Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten aus Erfurt an. Auch Peter Teckel erinnert sich an die damaligen Spiele: „Die Massen strömten in den Schillerpark. Da waren so viele Fahrräder, du hast dein eigenes nach dem Spiel gar nicht wieder gefunden. Es musste ein größeres Stadion her“. Und so sahen 32.000 Fans den 2:1-Erfolg gegen die BSG Chemie Leipzig. Bis heute gilt dieser Wert aus dem Jahr 1952 als ewiger Dessauer Zuschauerrekord.

Die Roßlauer mit dem DDR-Meistertitel im Feldhandball und bis zur Winterpause dominierten die Dessauer ein Jahr später den Fußball. Eine kurze aber feine Zeit, in der unsere jetzige Doppelstadt die zwei größten Sportarten des Landes dominierte. Leider musste der Dessauer Fußball-Erfolgstrainer Willi Braun sein Amt nach der Hinrunde abgeben. Ohne ihn holte Dessau in der Rückrunde nur noch zehn weiter Punkte, so dass man sich schließlich mit Platz 6 in der Tabelle vertrösten musste.

Mitte der 50er Jahre verabschiedeten sich dann sowohl die Feldhandballer als auch die Fußballer aus der jeweiligen höchsten Spielklasse der DDR. Da die DDR-Meisterschaft der Roßlauer Handballer im Mai genau 70 Jahre alt wird, wollen wir mit diesem Artikel an diese erfolgreiche sportliche Zeit erinnern.

Zum Abschluss haben wir für euch noch ein paar zum Teil Original-Aufnahmen aus dem Archiv für euch.