Es war ein souveräner Durchmarsch. Kein Team konnte der JSpG DRHV 06/Kühnau auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Am gestrigen Sonntagnachmittag trafen die Dessauer am letzten Spieltag noch einmal auswärts auf die HG 85 Köthen, ehe es in den kommenden Wochen dann um den Landesmeistertitel gehen wird.

Es sollte aus mehreren Gründen eine recht denkwürdige Partie werden. „Geil, da geht gleich zum Anfang die Post ab“, freute sich Lilly Koppeng schon vor dem Spiel, als Trainer Florian Kaufmann die Aufstellung verkündete. Nicht nur die talentierte Spielerin war Feuer und Flamme, denn sicherlich wird sich auch das ein oder andere Elternteil auf diesen Moment gefreut haben. Dessau begann nämlich mit der Top Sieben und so konnte die Performance im Hinblick auf die kommenden Landesmeisterschaften gleich einmal beurteilt werden. Nun, im Angriff kam alles, wie man es erwarten konnte. Als Lilly Koppeng zum 14:5 für die Gäste traf, waren gerade einmal 12 Minuten gespielt. Es knallte an allen Enden. Die Fritze-Zwillinge sind sowieso nicht zu stoppen und auch Lea Körting netzte vom Kreis nach Belieben ein. Im Übrigen erzielte allein das genannte Quartett heute 34 Treffer. Zusammen kommen die Fritze-Zwillinge, Lea Körting und Lilly Koppeng auf sagenhafte 293 Saison-Tore. Und waren die Lücken einmal da, sind auch Alina Olek und Lea Heinrich zur Stelle. Das Offensiv-Spiel der Dessauer passte.

Das Manko: Auf Köthener Seite konzentriert sich das Spiel in nahezu in jedem Angriff auf Lynn Schwarz, die den Takt vorgibt und auf Sarah Neumann, die dann ins Eins-Eins gehen wird. Dennoch bekam die Jugendspielgemeinschaft beide Spielerinnen nicht richtig in den Griff. Auch nicht, als die Top-Sieben auf dem Parkett war. Neumann stieg immer wieder hoch, ohne das sie ein Block am Torwurf hinderte. Und auch Lynn Schwarz marschierte des Öfteren ohne große Gegenwehr durch die Dessauer Abwehr. Als Florian Kaufmann dann auch noch die gesamte Bank ins Spiel brachte, brachen die Gäste kurzzeitig komplett ein. So verkürzte Sarah Neumann in der 22. Minute zum 12:16. Das waren ganz schwache fünf Minuten der Jugendspielgemeinschaft. Und Sarah Neumann erzielte fünf Treffer innerhalb von knapp sechs Minuten. Insgesamt muss man deshalb auch neidlos anerkennen, dass sie mit 111 Saisontreffern und einem Schnitt von 11 Toren pro Spiel verdient als beste Torschützin der Liga ausgezeichnet werden wird. Nach und nach wechselten die Gäste dann wieder durch, so dass der Vorsprung nach der Pause wieder ausgebaut werden konnte.

Torhüterin Xenia Thäle parierte nun einige Bälle mehr und auch die Spielerinnen von der Bank wussten durchaus zu überzeugen. So netzte Pia Bernstein vom Kreis gleich dreimal ein und auch Franziska Maronn traf zweimal souverän von der Siebenmeterlinie. Am Ende gewannen die Dessauer verdient mit 44:24. Kein schlechtes Spiel, aber mit dem Blick auf die Anzeigetafel kann man die Stärken und Schwächen ganz deutlich ablesen. Die JSpG steht für absolute Offensiv-Power, aber auch für eklatante Abwehrfehler. Die 24 Gegentreffer waren gestern viel zu viele.

Souveräner Meister, dennoch überall nur Zweiter?
Was hat dieser Satz zu bedeuten? Naja, betrachtet man die Statistik, auch die der anderen Staffeln, dann stehen die Dessauer oft nur an Zweiter Steller. Angefangen bei der Torjäger–Krone, die nicht in die Bauhausstadt wandern wird. Die 44 Tore, die gegen Köthen erzielt worden sind, stellen zwar für die Anhaltliga den Rekordwert aller 28 Partien in der Liga dar, doch in den anderen Staffeln waren zwei Teams wiederum besser. Zum einen gewann der TSV Niederndodeleben 46:3 gegen Soplke/Mieske und der HSV Magdeburg setzte noch einen drauf. Das Team aus der Landeshauptstadt gewann gegen Osterburg tatsächlich mit 69:8. Okay…?

Demnach geht auch die Statistik mit dem besten Mannschafts-Toreschnitt nach Magdeburg. Der HSV erzielt pro Spiel 37 Tore. Dessau dagegen 34. Auch in anderen Statistiken stehen die Dessauer jeweils gut da, aber die Top-Teams sind vereinzelt besser. So auch beim 7m-Schnitt. Auch hier besitzt der HSV Magdeburg mit einer Quote von 68,97 den besten Wert. Das die Jugendspielgemeinschaft mit 16,2 Gegentoren pro Spiel nicht ganz vorn mitspielt, war auch zu erwarten. Der TSV Niederndodeleben kassiert unter 12 Tore pro Partie.

Landesmeistertitel dennoch drin?
Definitiv ja! Ich bleibe dabei. Die Fritze-Zwillinge spielen in ihrer eigenen Liga und sind in Top-Form absolut nicht zu bremsen. Auch die talentierten Torhüterinnen der anderen Vereine können sich nur ducken, wenn die Bälle angefeuert kommen. Wenn sich dann zusätzlich noch Lea Körting und Lilly Koppeng im Torrausch befinden, sind die Dessauer offensiv nicht zu stoppen. Stabilisiert Trainer Florian Kaufmann in den kommenden Wochen noch seine Abwehr, hat die JSpG gute Chancen.

Fakt ist aber auch, dass die Top-Sieben nicht in jeder Partie 50 Minuten durchspielen können. Und auch Xenia Thäle wird in engen Partien eine große Rolle spielen. Wächst sie bei den Landesmeisterschaften über sich hinaus, wird die JSpG DRHV 06/Kühnau ein großes Wörtchen um den Titel mitreden!