Die 15-Jährige Tatjana Vysochan ist eine von wenigen Ringerinnen in Sachsen-Anhalt. Die zweifache Landesmeisterin beantwortete für Team-Sportstadt im Rahmen der Interview-Woche einige Fragen.

Hallo Tatjana. Wie geht es dir? Alles klar?

Hi, mir geht’s bestens.

Du bist aktive Ringerin. Erklär doch mal seit wann du diesen Sport ausübst und wie du zum Ringen gekommen bist?

Also mit dem Ringen habe ich angefangen vor drei Jahren. Wir haben von Bekannten erfahren, dass es in Dessau einen Ringerverein gibt und mein Bruder war dort dann zuerst angemeldet. Da ich ihn immer wieder zum Training begleiten musste, saß ich dort und habe zugeschaut wie sie trainieren und nach einer Weile hat es mir angefangen zu gefallen. Da habe ich meine Mutter gefragt, ob ich dort auch mittrainieren darf und so habe ich dann mit dem Ringen angefangen.

Wieso hast du dich dazu entschieden zum Ringen zu gehen?

Ich wollte halt etwas Neues ausprobieren und mein Bruder war auch froh, dass ich mit ihm dann zusammen trainiere.

Was fasziniert dich am Ringen? Was macht dir daran Spaß?

Mich fasziniert am Ringen, dass es ein Einzelkampf ist und das es nicht so wie im Teamsport ist, dass man sich auf jemanden verlassen muss. Man muss sich im Kampf auf sich selber verlassen und die Entscheidung treffen sowie in passenden Situation die Technik anwenden. Deswegen muss man eine gute Reaktion haben und schnell handeln. Natürlich steht hinter jedem der Trainer und sagt was du machen sollst, doch am Ende trifft man selber die Entscheidung.

Beim Ringen macht mir Spaß, dass man Freunde finden kann, auch wenn es deine Gegner sind. Es gibt wenig Wettkämpfe, bei denen Mädchen teilnehmen. Deswegen freunde ich mich auch mit Jungen an. Während des Kampfes steht man sich gegenüber und versucht den anderen zu besiegen, aber danach gibt man sich die Hand. Immer sportlich sehr fair.

Ringen ist ja ein Kampfsport und da kann es ja auch mal ganz schön zur Sache gehen. Hast du vor den ersten Kämpfen Angst gehabt? Wenn ja, wie ist es jetzt?

Natürlich kann es auch zu richtigen Verletzungen kommen. Ich habe zum Beispiel schon gesehen, wie sich manche die Arme gebrochen haben oder nicht mehr atmen konnten. Ich selbst hatte bei einem Ringkampf auch schonmal, dass ich schwer Luft bekommen habe oder starkes Nasenbluten hatte. In der Regel passiert natürlich nichts, aber sowas kann abundzu vorkommen und darauf muss man sich auch einlassen, wenn man den Sport ernsthaft betreiben möchte.

Bei meinem ersten Mal Kampf, da war ich richtig nervös und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte einen richtigen Blackout als ich auf der Matte stand. Doch ab dem zweiten Kampf habe ich mich dann daran gewöhnt und nun versuche ich vermehrt, die Techniken sicher anzuwenden.

Worauf kommt es deiner Meinung nach beim Ringen am meisten an? Was ist wichtig um gut zu werden?

Beim Ringen kommt es auf Technik, Kraft und Ausdauer an. Alle drei Sachen sind sehr wichtig. Wenn du eins davon nicht gut beherrscht, kannst du dir sicher sein, dass du den Kampf verlierst. Umso wichtiger ist es, vielseitig zu trainieren.

Bist du eher eine Kriegerin auf der Matte oder konzentrierst du dich auf eine saubere Technik?

Um gut zu werden, muss man regelmäßig trainieren und auch auf die Ernährung achten. Wie ich schon gesagt habe ist es ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren. Auf der Matte bin ich aktiv und versuche der Gegnerin die Konzentration zu nehmen, indem ich sie provoziere und versuche die Kontrolle über sie zu gewinnen. Ich lege darauf Wert, dass ich ausreichend Kraft habe und zusätzlich die Technik anwenden kann. Im Kampf ist Beides wichtig.

Wie oft trainierst du in der Woche?

Ich trainiere dreimal in der Woche und das Training dauert jeweils zwei Stunden.

Wer ist dein Trainer und welche Trainingsinhalte machen dir viel Spaß, welche eher nicht?

Meine Trainer sind Herr Jakubowski, Herr Ruprecht und Herr Langrock. Meine lieblings Trainingseinheit ist Akrobatik. Da machen wir so etwas wie Hechtrolle, Ratschlag oder Kopfkippe. Was ich nicht so mag ist Ausdauer und Brücken machen auf Zeit. Bei Ausdauer müssen wir uns zum Beispiel immer ca. 30 Minuten einlaufen. Was wir im Training machen hängt auch immer davon ab, wer als Trainer da ist.

Du hast einige Erfolge aufzuweisen. Du bist im letzten Jahr erstmals Landesmeisterin von Sachsen-Anhalt geworden und auch in diesem Jahr hat es vor ein paar Wochen erneut mit dem Landesmeistertitel geklappt. Bist du darüber besonders stolz?

Natürlich war ich voll stolz, als ich letztes Jahr den ersten Platz belegt habe und Landesmeisterin geworden bin. Dieses Jahr war ich nicht ganz so stolz auf mich, da ich kampflos den ersten Platz belegt habe. Ich habe natürlich im Rahmen der Landesmeisterschaft nach Freundschaftskämpfen gefragt, aber niemand wollte mit mir kämpfen. Allgemein ist es so, dass es natürlich viel weniger Mädchen beim Ringen gibt, als Jungs.

Im Ringerverband Sachsen-Anhalt sind 16 Vereine. Wie beurteilst du die weibliche Konkurrenz in unserem Bundesland?

Ich denke, ich bin über jede Gegnerin froh, da es eben nicht viele weibliche Sportlerinnen beim Ringen gibt. Viele denken auch, dass Ringen ein reiner Jungssport ist und es überhaupt keine Mädchen gibt. Das ist schade, da auch Ringen für Mädchen sehr gut geeignet ist. Hinzu kommt, dass manche die Ansicht haben, Ringen hat nur mit Gewalt zu tun. Das ist natürlich absoluter Quatsch.

Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen beim Ringen? Hast du ein Ziel?

Ich habe eigentlich kein Ziel, was ich mit dem Ringen erreichen möchte. Ich bin beim Ringen, weil es mir Spaß macht. In Zukunft möchte ich vielleicht einen Trainerschein machen, damit ich Andere trainieren und mit ihnen zu den Wettkämpfen fahren kann.

Erklär jungen Mädels, die vielleicht noch keine Sportart für sich gefunden haben, warum sie deiner Meinung nach mit dem Ringen anfangen sollten.

Sie sollten zu uns kommen, da es immer gut für einen sein kann, ein paar Selbstverteidigungstechniken zu erlernen. Vor allem wenn man in solche Situationen gerät, in denen Selbstverteidigung nötig ist. Und allgemein behandeln wir uns in unserem Verein sehr respektvoll. Wir sind dort wie eine große Familie.

Du hast mir erzählt, dass du nebenbei seit zehn Jahren, ebenfalls im Verein, Bauchtanz betreibst. Wie vereinst du beide Sportarten miteinander?

Ich vereine die beiden Sportarten relativ gut. Insgesamt habe ich allerdings vier Mal in der Woche Training. Das ist ganz schön viel. Aber es ist nicht so schlimm, da ich in der Schule trotzdem gut zurecht komme. Der Bauchtanz bietet mir eine tolle Abwechslung zum technischen Ringen, bei dem man auch sehr viel Kraft brauch. Beim Tanzen mag ich die Musik und die Rhythmik.

Letzte Frage. Was findest du an unserer Stadt Dessau-Roßlau am Besten?

Ich wohne ja in Roßlau. In dieser Stadt ist nicht wirklich viel los. In Dessau ist es schon etwas besser. Aber wenn ich ehrlich bin, hat Dessau-Roßlau für Teenager nicht wirklich viel zu bieten. Ich hoffe, dass sich in der Zukunft daran etwas ändert.