„Da war grad die Hütte gerade voll ….“, erklärt Enrico Schnurre als Antwort auf die Frage, wie der PSV 90 auf die Anordnung der Stadt Dessau-Roßlau am vergangenen Freitag reagiert hatte. Etwas betrübt sitzt der langjährige Kampfsporttrainer des PSV 90 auf einer Couch im Fitnessbereich des PSV 90 Dessau in der Heidestraße und fügt hinzu: „Die haben wir dann alle zum Duschen geschickt“. Betonen möchte Schnurre allerdings auch: „Es war die völlig richtige Entscheidung der Stadt. Wir haben das ja auch erwartet. Aber das dann auch umzusetzen, ist natürlich eine andere Geschichte“.

Für viele Trainer und Angestellte beim PSV 90 ist es nicht die erste Krise. Schon im Jahr 2002 und noch einmal ein paar Jahre später, als die Region mit dem heftigen Hochwasser kämpfte, hatte der Breitensportverein für mehrere Tage seine Türen geschlossen. Und das aus gutem Grund. „Na klar. Da haben wir alle geholfen. Die Räumlichkeiten dienten als Übernachtungsmöglichkeit und die PKWs und Kleinbusse des Vereins wurden für den Transport von Helfern genutzt. Als man das mit dem Hochwasser in den Griff bekommen hatte, sind die Helfer auch gerne mal auf dem Trampolin gesprungen“, erinnert sich Schnurre und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Wie alle Sporteinrichtungen, müssen auch das Fitnessstudio sowie alle Trainingsräume auf dem PSV-Gelände in der Krisenzeit geschlossen bleiben. Über Verluste möchte der Kampfsporttrainer aktuell jedoch nicht denken. „Mit Sicherheit machen auch wir einige Verluste, zumindest was das Geschäft mit dem Fitnesstudio angeht. Doch ich beschäftige mich ehrlich gesagt jetzt nicht mit Zahlen. Da ist mir die Gesundheit der Menschen aktuell wichtiger. Wenn die Sache mit dem Virus vorbei ist, werden wir schauen, im welchem Rahmen sich der Schaden bewegt“.

Neben dem finanziellen Schaden ist der PSV 90 Dessau aber auch sportlich betroffen. Am Wochenende wäre eine Großveranstaltung vor über 3000 Zuschauern in Jena gewesen. Auch drei Kämpfer aus Dessau wären dort in den Ring gestiegen. Die wochenlange Vorbereitung auf die Kämpfe war dann plötzlich umsonst. Und was ist mit der Dessauer Boxnacht? Die Planungen hierfür laufen immerhin ganzjährig. „Im wirklich allerschlimmsten Fall muss die Boxnacht abgesagt oder zumindest verschoben werden. Wir leben von großzügigen Sponsorensummen unserer Unterstützer. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass nach der Krise die Unternehmen erst einmal andere Probleme haben, als Geld für eine Veranstaltung zu geben. Aber das steht noch in den Sternen. Vielleicht finden wir da auch eine Lösung. Mit dem Thema Boxnacht beschäftigen wir uns noch einmal intensiv, wenn der Virus bekämpft worden ist“, so Schnurre.

Neben den vielen schlechten Auswirkungen, hat die Schließung der Räumlichkeiten für den Trainingsbetrieb auch etwas positives beim PSV 90 erwirkt. „Jetzt können wir die Zeit nutzen, um in Ruhe zu renovieren. Das war zum Beispiel bei laufendem Trainingsbetrieb immer schwer umzusetzen“, erklärt Enrico Schnurre. Und so hat jede Abteilung des Breitensportvereins ihre Aufgabe gefunden. So nutzen beispielsweise die Turner ebenfalls die Gelegenheit, um das Schaumstoffbecken mal wieder intensiv zu reinigen.

Wann der Trainingsbetrieb in der Heidestraße wieder aufgenommen werden kann, ist natürlich ungewiss. Doch mittelfristig wird es soweit sein und schon jetzt freuen sich die Übungsleiter, ihre Schützlinge wieder trainieren zu dürfen.