Es war die Ruhe vor dem Sturm. Eigentlich stand am heutigen Samstag für die Helfer-Crew der SG Kühnau ein enorm langer Arbeitstag an. Das erste Spiel um 10 Uhr am Morgen, dann drei weitere Partien und am Abend noch die Herren in der Sachsen-Anhalt-Liga gegen den SV Oebisfelde 1895. Doch die Partie der A-Jugend fiel kurzfristig aus und so ruhten sich die einen auf großen Turnmatten aus, die anderen kickten ein wenig mit dem Ball herum. Im Hintergrund laufen Schlager von Helene Fischer hoch und runter. Klingt nicht wirklich aufregend. Doch so gemächlich der Abend begann, umso spektakulärer sollte er enden.

Doch der Reihe nach. Mit Oebisfelde reiste ein Gegner in die Sporthalle der Friedensschule, der bis dato als Einziger dem unangefochtenen Spitzenreiter aus Staßfurt einen Punkt abknöpfen konnte. In den den letzten zehn Spielen verlor das Team aus dem Bördekreis zudem nur eine Partie. Und was ist mit den Kühnauern? Die Sieben von Trainer Frank Reckzeh zeigte in der Vorwoche keine gute Leistung und verlor in Naumburg beim Tabellenvorletzten mit 29:32. Doch Statistik hin oder her, die Hausherren haben in den letzten Jahren schon öfter bewiesen, dass sie auch die „Großen“ in der Liga ärgern können.

Doch zunächst fanden die Kühnauer nicht gut in die Partie hinein. Til-Bjosse Hack traf für Oebisfelde in der 17. Minute zum 8:6. Beim Fußball nennt man es Notbremse. Marcus Kranz rannte von hinten in einen Konter der Gäste hinein. Er sah die rote Karte und flog vom Feld. Auch Ben Zimdahl verabschiedete sich frühzeitig. Bei einer Offensivaktion verletzte sich er sich am Fuß und humpelte anschließend in die Kabine. Es lief nicht wirklich viel zusammen. Oebisfelde zog auf 8:13 davon. Nun scheitere auch noch Franz-Fabian Feix von der Siebenmeterlinie. Die 115 Zuschauer sahen aber tapfer kämpfende Kühnauer, die dank einer überragenden Torhüterleistung zur Pause noch einmal herankamen. SGK-Schlussmann Erik Pannier netzte aus der eigenen Hälfe sogar selber ein und traf zum 10:13. Die Hausherren nahmen diese gute Phase mit hinein in die zweite Hälfte. Torsten Rieprich stieg hoch und verkürzte zum 11:13. Doch gerade als man dachte, jetzt sind die Gastgeber richtig drin im Spiel, da zogen die Gäste wieder davon. Erneut war es Til-Bjosse Hack, der für Oebisfelde das 16:11 erzielen konnte. Die SG Kühnau blieb zwar dank zahlreicher Paraden von Erik Pannier im Rennen, doch die Gäste konnten bis zur 57. Minute einen Zwei-Tore-Vorsprung behaupten.

Nun wurde es wild. Anschnallen!
Hinein in die Schlussphase. In der 58. Minute verpassten die Gäste zunächst die Entscheidung. Ein Konter wurde abermals durch eine sensationelle Parade von Erik Pannier vereitelt werden. Im Gegenzug zeigten die Kühnauer einen sehenswerten Angriff. Benjamin Sitte steckt den Ball nach Außen durch und Ben Zimdahl, der in der zweiten Halbzeit zurück auf das Feld kam, traf wunderschön per Heber. Und nun stand die Kühnauer Abwehr. Es gab für Oebisfelde kein Vorbeikommen mehr. Erneut war der Ball nicht drin und im Gegenzug gab es Siebenmeter für die Kühnauer. Und diesmal blieb Franz-Fabian Feix cool. Der Ausgleich zum 22:22 in der 59. Minute. Ein Punkt für die Gastgeber wäre inzwischen verdient gewesen. Doch den Gästen gehörte der vermeintlich letzte Angriff. Genau 20 Sekunden vor dem Ende noch einmal eine Auszeit. Oebisfelde kombinierte bis sieben Sekunden vor Schluss und dann ertönte plötzlich der Pfiff. Abgepfiffen und nun sprangen die Zuschauer von ihren Sitzen. Die Hausherren noch einmal im Ballbesitz. Nur noch wenige Sekunden, doch der Ball wurde von einem Gästespieler erfolgreich abgefangen und trudelte in den Zuschauerbreich.

Ronny Bösener machts möglich!
Schade! Die meisten Zuschauer schlugen bereits die Hände über den Kopf, doch Ronny Bösener, der SG Kühnau E-Jugend-Trainer, schaltete auf den Rängen blitzschnell, schnappte sich den Ball und rief zu Benjamin Sitte: „Hier!!! Schnell. Mach hin!!!“. Und Sitte sah tatsächlich Grischa Vodotinski am Kreis völlig frei stehen und dieser nagelte den Ball in der allerletzten Sekunde in die Maschen! Wahnsinn! Die Halle bebte und die Kühnauer flippten aus! Was für ein Spiel.

Am Ende gewinnt die SG Kühnau nach dem Buzzer-Beater von Grischa Vodotinski mit 23:22 gegen das Spitzenteam aus Oebisfelde.