American Football erfreut sich Jahr für Jahr an zunehmender Beliebtheit in Deutschland. Auch in Wittenberg erkannte man frühzeitig diese Entwicklung, weshalb man 2016 die A.F.C. Wittenberg Saints e.V. gründete. Nur ein Jahr später startete man in der Landesliga Ost-Mitte. Das noch junge Team aus Sachsen-Anhalt verlor alle acht Saisonspiele deutlich, doch gegen die Brandenburg Patriots konnte man immerhin 14 eigene Zähler auf die Anzeigetafel bringen. Auch in der Folgesaison zogen die Wittenberg achtmal den Kürzeren. Im Jahr 2018 wurden auch wir von Team Sportstadt das erste Mal auf den Verein aufmerksam. Wir besuchten das Heimspiel der Saints gegen die Saalfeld Titans. Insgesamt 8000 mal wurde der Artikel (Link) geklickt. Bis heute noch der erfolgreichste Bericht auf unserer Seite. Seitdem sind auch wir gefesselt, besuchten fast jedes Spiel der Wittenberger.
Das Jahr 2019: Licht und Schatten für die Wittenberg Saints. Man ging in die mittlerweile dritte Spielzeit. Fans, Presse und Wegbegleiter waren sich einig. In diesem Jahr muss es endlich klappen mit dem ersten Sieg. Doch viele realisierten einfach nicht, dass man sich rein faktisch zwar in der dritten Spielzeit befindet, dass Team jedoch nahezu komplett aus Rookies (Anfängern) besteht. Wieso und weshalb? Dafür gibt es unzählige Gründe. Einen American Football-Verein zu gründen, zu organisieren und vor allem auch aufrecht zu erhalten ist unfassbar schwer. Ausrüstung, Training, Coaches und auch die Spieltagsorganisation ist mit enormen Geldaufwand verbunden. Zudem benötigt man viele fleißige Helfer und Menschen, die sich fast 24 Stunden am Tag mit dem Verein beschäftigen. Fast alle dieser Hürden konnten die Wittenberger meistern. Doch eine Hürde wurde zum großen Stolperstein. Es ist das Team. Die große Einheit, die sich auf dem Feld beweisen muss. Es gibt nur sehr wenige Spieler im aktuellen Kader, die auch 2017 schon ihre Schuhe für die Saints geschnürt haben. In jeder Saison gibt es reichlich Abgänge, die mühsam durch die Integration von neuen Spielern ersetzt werden müssen. Mal sind es berufliche oder gesundheitliche Gründe, oft aber persönliche Gründe. Eine Team-Harmonie herrschte gerade in den ersten zwei Spielzeiten überhaupt nicht. So wirkte es zumindest nach außen. Dessen waren sich auch die Vereinsvertreter bewusst und so folgte im Jahr 2019 der große Umbruch.
Doch bis dato war auch nicht alles schlecht bei den Heiligen. Die oberen Zeilen bitte nicht falsch verstehen. Auch in den Gründungsjahren konnte man durchaus Erfolge feiern. Nicht unbedingt auf sportlicher Ebene, dafür aber Abseits des Rasens. „Zum ersten Heimspiel der Vereinsgeschichte rannten uns die Zuschauer die Hütte ein. Gefühlt war der Merchandise-Stand nach einer halben Stunde leer gekauft und nach dem Spiel erhielten wir unzählige Zuschriften„, blickt Ulrike Helmbold-Mathes immer wieder gern zurück. Sie ist von Anfang an dabei und sozusagen die gute Seele des Vereins. Sie kümmert sich um die Belange der Spieler, der Sponsoren und auch um die der Fans. Auch wir von Team Sportstadt hatten stets ein sehr gutes Verhältnis zu den Saints, was vor allem an Ulrike lag. So organisierten wir im Jahr 2018 den Tag des Footballs im Dessauer Paul-Greifzu-Stadion. Ein voller Erfolg. Zwar verlor die Dessauer Stadtauswahl vor knapp 400 Zuschauern gegen die Saints, doch natürlich stand der Spaß im Vordergrund. Ganz nebenbei erhielten wir vom MDR die Auszeichnung: Spiel der Woche! Neben den angesprochenen Sachen abseits des Feldes besitzt der Verein übrigens auch eine funktionierende Jugendarbeit. Das Flagfootball-Team feierte kürzlich seinen ersten Sieg in der Vereinsgeschichte (Bericht). Soviel dazu.
Wir sprachen vom großen Umbruch im Jahr 2019. Wie bereits erwähnt verloren die Wittenberger wieder einige erfahrene Spieler. Alle Schlüsselpositionen waren erneut betroffen. Die Lücken versuchte man mit zahlreichen Anfängern zu schließen. Der neue Quarterback: Marcel Milde, ein Mann der klaren Worte. Eine Respektsperson auf und neben dem Rasen. Eins lässt sich nach Ablauf der Saison 2019 definitiv schon einmal sagen: Das Team ist inzwischen nicht nur eine große Gruppe bestehend aus Football-Spielern, sondern ein richtiges Team, das zusammenhält in guten und auch in schwierigen Zeiten. Doch Marcel Milde ist eben, wie auch ein Großteil seiner Mitspieler, nur ein Rookie. Dennoch haben sich die Saints in dieser Saison zum Ziel gesetzt, endlich ein Spiel zu gewinnen. Und tatsächlich sollte das am 02.06.2019 im Heimspiel gegen die Suhl Gunslingers gelingen. Böse Zungen könnten natürlich behaupten, dass man diesen Erfolg nicht überbewerten soll, da die Gunslingers ein noch ganz junges Team auf dem Markt sind und sich in ihrer ersten Saison befinden, doch hier sollten alle Kritiker einfach fair bleiben, denn das war schon ein sensationelles Spiel der Wittenberger. Mit 32:0 hatte man Suhl klar und deutlich besiegt (Bericht) und dabei auch sehr sehenswerten Football gezeigt.
Doch gerade als man dachte, nun ist endlich der Knoten bei den Saints geplatzt, da scheiterte man in den folgenden Wochen wieder an der größten Baustelle. Dem Team. Obwohl man endlich den ersten Sieg der Vereinsgeschichte einfahren konnte, fiel die Trainingsbeteiligung in der Folge mehr als dürftig aus. Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung ist die Absage des Heimspiels am 18.08.2019 gegen die Vogtland Rebels. Bitter, denn die Absage des Spiels stellte den kürzlich gefeierten Erfolg gegen Suhl wieder deutlich in den Schatten. Die Wiedergutmachung sollte es nun am letzten Spieltag geben. Im letzten Heimspiel der Saison 2019 wollte man sich würdig von den Fans verabschieden. Das erste Heimspiel, das wir im Jahr 2018 besuchten, war gegen die Saalfeld Titans, welche auch gestrigen Sonntag wieder Gegner der Saints waren. So schließt sich der Kreis. „Schön das noch einmal so viele Zuschauer gekommen sind. Heute habe ich ein gutes Gefühl“, sagte Ulrike Helmbold-Mathes vor dem Spiel. Doch sie täuschte sich. Aus einem versöhnlichem Abschluss wurde leider nichts.
Saalfeld dominierte das Spiel nach Belieben und den Wittenbergern gelang nicht viel. „Ich bin Fan der Saints seit der ersten Stunde und fiebere in jedem Spiel mit. Doch irgendwie wirkt es, als stehe man wieder ganz am Anfang“, sagte nach dem Spiel ein trauriger Zuschauer. Viele Ballverluste, viele Flaggen auf dem Spielfeld und etliche vermeidbare Fehler. Das Ergebnis: 0:53 für die Saalfeld Titans spricht Bände. Bitter für die Jungs auf dem Rasen, die sich als Anfänger in dieser Saison letztendlich nicht schlecht geschlagen haben, den hohen Erwartungen aus dem Umfeld aber nicht gerecht werden konnten.
Was bleibt nach den drei Jahren zu sagen? Im Prinzip hat der Saints-Fan schon alles richtig gesagt. Da fiebert man seit Jahren mit, doch irgendwie hat man das Gefühl, die Saints stehen wieder ganz am Anfang. Und auch nach dieser Saison werden wieder einige Spieler die Saints verlassen. Doch aufgeben möchte in Wittenberg niemand. Auf der Facebookseite der Saints (Link) verabschiedete man sich nach dem gestrigen Spiel von seinen Fans. Nach der doch insgesamt enttäuschenden Saison möchte man nun noch härter an sich arbeiten. Auch wir von Team Sportstadt können die Saison 2019 noch nicht ganz einordnen. Wir hätten uns sportlich mehr erhofft, sind aber auch froh, dass sich die Saints endlich als Einheit auf dem Platz präsentieren. Das bleibt sicherlich als Lichtblick für die Zukunft festzuhalten.
Wer weiterhin vom American Football in Wittenberg überzeugt ist und bei den Saints einsteigen möchte, der kommt am 13.10.2019 auf den Sportplatz in Griebo. Dort gibt es ein großes Tryout für jedermann. Im Anschluss trifft eine Dessauer Stadtauswahl, die Team Sportstadt Alligators, in einem Showmatch auf die Wittenberg Saints. Action und Spaß ist also vorprogrammiert und der Eintritt ist frei. Weitere Informationen erhaltet ihr auf Facebook (Link).
Wir wünschen den Wittenberg Saints bis dahin ein paar erholsame Tage und hoffen das es auch in der nächsten Saison wieder eine ambitionierte und motivierte Mannschaft im Spielbetrieb geben wird.
Team Sportstadt
September 2019