Mit Thomas Stallbaum begrüßen wir den sechsten und letzten Interviewpartner unserer Winterferien Interview-Woche. Thomas spielt American Football in Beelitz bei den „Blue Eagles“ und diesbezüglich haben wir ihm einige Fragen gestellt.


Die Winterferien 2020 Interview-Woche:
Tag 1: mit Tatjana Vysochan (Link).
Tag 2: mit Daniel Schmidt (Link).
Tag 3: mit Patrick Schmdit (Link).
Tag 4: mit Keron Seidel (Link).
Tag 5: mit Franz Semper (Link)


Hey Thomas. Du hast ja nun schon ein paar Jahre Football-Erfahrung auf dem Buckel. Erzähl mal wann und wie du zum American Football gekommen bist.

Im Jahr 2017 habe ich überlegt, dass ich mal wieder mehr Sport machen müsste. Nur was? Fußball oder  andere ähnliche Sportarten waren nicht so mein Ding . Aber es sollte ein Teamsport sein. Dann fand ich die Footballer in Wittenberg und beschäftige mich damit. Ich war sofort begeistert von dem Sport. Trotzdem überlegte ich noch eine ganze Weile, ob ich das machen sollte. Habe lange nichts gemacht im Sport und war ja auch keine 20 mehr. Mit über 30 noch solch ein Sport anfangen? Letztlich habe ich mich entschieden, es mir mal anzugucken. Da waren noch mehr in meinem Alter da und sogar noch Ältere. Also habe ich weiter gemacht und ich habe es absolut nicht berreut.

Was hat deine Frau gesagt, als du ihr erzählt hast: Du wirst Footballer.

Haha, sie war eigentlich der Grund, das ich angefangen habe. Ich erzählte ihr davon und von allgemein von den Wittenberg Saints. Jeden Tag erzählte ich ihr etwas und das ich überlege, bei denen anzufangen. Eines Abends als ich wieder was erzählte sagte sie: Man, dann Quatsch nicht soviel und überlege nicht solange, sondern fange endlich an.

Football ist ein wirklich sehr harter Sport. Aber auch ein sehr strategischer und vielseitiger Sport. Ich kenne keine Sportart, bei der wirklich für jeden, egal ob dünn ob dick, ob jung oder alt, etwas dabei ist. Was macht den Sport für dich so besonders?

Bei dem was du sagst, hast du absolut Recht. Am meisten gefällt mir, dass es ein absoluter Teamsport ist, denn nur, wenn das komplette Team funktioniert, hat man Erfolg. Einzelkämpfer bringen in dieser Sportart nicht viel. Ansonsten natürlich das Strategische. Es ist wie Schach auf Rasen. Aber eben auch, wie du sagst, dass für jeden etwas dabei ist. Egal ob jung, alt, dick oder dünn.

Ich habe dich als Aktiven in Wittenberg bei den Saints kennengelernt. Du warst dort ein paar Jahre aktiv. Blickst du gern auf die Zeit in Wittenberg zurück?

Ja, auf meine Anfangszeit blicke ich gern zurück. Es hat viel Spaß gemacht und dank Coach Leeroy habe ich soviel gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin ja praktisch mit null Wissen über American Football zu dem Sport gekommen. Aber es ist möglich, es zu erlernen, auch wenn die meisten denken, dass es furchtbar kompliziert ist.
 

Wir wollen selbstverständlich kein Öl ins Feuer gießen. Aber erklär mal aus deiner Sicht, weshalb man in Wittenberg bei den Saints so große Mühe hat, sich im Wettkampfbetrieb zu etablieren. Ich meine, die Verantwortlichen geben wirklich alles. Aber irgendwie scheint es ja nicht dauerhaft zu funktionieren?

Das Schwierige in dieser Sportart ist, dass man einen großen Kader benötigt. In der NFL haben die Teams einen aktiven Kader von 53 Spielern. Dazu haben sie noch einen Practice Squad mit Ersatzspielern, falls es in der Saison Verletzungen im aktiven Kader gibt. Diese können dann ausgewechselt werden. Und dann muss man das halt erstmal schaffen, soviele Leute für diesen Sport zu begeistern, um so einen großen Kader zu bekommen. Das ist in großen Städten einfacher als bei uns hier. Und der Football-Hype muss noch größer werden in Deutschland, dann ist es auch für die Vereine einfacher. Ich denke in Wittenberg hat man gute Arbeit geleistet, aber die Möglichkeiten sind begrenzt.

Du bist nicht der einzige, der deshalb nach Beelitz gewechselt ist. Erzähl mal. Was ist das für ein Verein? Was sind die Besonderheiten?

Der SG Blau Weiß Beelitz hat viele Abteilungen. Unter anderem auch American Football, die Beelitz Blue Eagles. Sie sind auch noch recht jung und gehen dieses Jahr erst in ihre dritte Saison. „Football ist Family“ steht dort ganz oben und das ist für mich auch der wichtigste Grund gewesen, zu ihnen zu wechseln. Sie haben gute Trainer mit sehr viel Football Erfahrung, so dass ich dort noch viel lernen kann. Trotzdem ist auch dort das Problem, neue Spieler zu finden. Das heißt immer viel Werbung machen, den Menschen den Sport schmackhaft machen und die Angst davor zu nehmen.

Spielst du in Beelitz auch als Receiver? Was sind deine Aufgaben im Team von Beelitz?

Also erstmal muss ich dich korrigieren. In Wittenberg war ich Defense Back und genauer gesagt Cornerback. Das sind die Verteidiger. Reciver sind die Offense Spieler, die den Ball fangen. Aber als Laie kann man das schnell mal verwechseln. Ja, in Beelitz werde ich vorrangig wieder Defense Back spielen. Aber aufgrund des kleinen Kaders muss jeder Spieler zwei Positionen erlernen und beherrschen. Meistens ist es die Gegenposition. Also wäre das in meinem Fall Receiver.

Mein Empfinden ist, dass der Football-Boom in der Region in der letzten Zeit etwas abgeflacht ist. Das habe ich auch zum Tag des Footballs, den wir ja letztes Jahr noch organisiert haben, festgestellt. Siehst du das auch so? Wenn ja, woran liegt das?

Ja, naja ich persönlich finde es natürlich besser, wenn man es live erleben kann und ich denke das ist auch bei Vielen so. Aber dafür braucht es natürlich mehr Mannschaften und Spiele, um es live zu erleben. Dann wäre der Boom auch wieder größer, denn nur im Fernsehen Football schauen, ist halt auf Dauer nicht das Beste. Aber das ist der Teufelskreis. Es brauch mehr Teams in der Region, um den Boob aufrecht zu erhalten. Aber die Teams brauchen halt auch die Spieler. Es ist nicht einfach…

Der Football-Boom in Deutschland allerdings ist spürbar. Die NFL Spiele zum Saisonende haben letztens mehrmals Rekord-Einschaltquoten erzielt. Kann es sein, dass sich viele für Football interessieren, aber die Leute lieber vorm TV sitzen oder in anderen Sportarten aktiv sind?

Es ist schön, dass es immer mehr wird. Jetzt müssen die Leute nur noch Lust bekommen, es auch zu spielen oder auszuprobieren. Ein Problem ist auch, Manche finden es kompliziert und verstehen es noch nicht. Oder sie spielen seit Kindeszeiten in Vereinen und diese dann für eine neue Sportart zu begeistern, ist schwierig. Manche wechseln aber auch nach ihrer aktiven „Karriere“ aus ihren Sportarten noch zum American Football herrüber. Das geht natürlich auch. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Was ist denn ein guter Grund, um mit American Football anzufangen?

Teamgeist, Familie, Sport, Disziplin und die Vielseitigkeit des Sports. Außerdem ist es doch auch cool, einen Sport zu betreiben, den nicht jeder macht. Allgemein denke ich, ist es wichtig, dass man Sport treibt. Und Football bietet für jeden etwas. Es gibt daher für niemanden mehr eine Ausrede.

Welches Saisonziel habt ihr in Beelitz?

Ganz klar: an das letzte Spiel anknüpfen und in der kommenden Saison mehr, als nur einen Sieg zu erzielen.

Wie sieht es mit Nachwuchsarbeit aus? Kann man sein Kind auch zum Football zu euch bringen?

Ja, so wie in Wittenberg ist auch in Beelitz die Nachwuchsarbeit sehr wichtig. In Beelitz gibt es keine Flag-Jugend wie in Wittenberg, aber dort wird ab 14 Jahren Tackle-Jugend betrieben. Die auch in einer Spielgemeinschaft mit Brandenburg in der Liga spielen. Interessierte Jugendliche können natürlich gerne vorbeischauen und mittrainieren.

Kannst du dich an etwas außergewöhnliches in der Karriere erinnern? Vielleicht ein krasser Tackle, den du ausgeteilt hast oder eingesteckt hast?

Da gibt es so viele Momente. Einmal habe ich einen Tackle von einem Fullback kassiert,  nachdem ich kurz die Sterne gesehen habe. Das war heftig. Natürlich erinnere ich mich auch an meine Interception (Also das Abfangen von einem gegnerischen Pass) im Trikot der Wittenberg Saints. Übrigens auch hier von dir als Foto ganz oben im Beitrag eingefangen. Ansonsten bekommt man ja als Verteidiger den Ball nicht so oft in die Hand. Dann natürlich auch der erste Saison Vereinssieg von Wittenberg. Und jedesmal gibt es wieder neue Momente für mich, da der Sport so vielseitig ist.

Letzte Frage. Du warst glaube ich auch zweimal beim Tag des Football dabei. So schlecht hat sich ja Team Sportstadt nicht geschlagen. Wie siehts denn 2020 aus. Die Team Sportstadt Alligators gegen Beelitz? Haben wir ne Chance? Vielleicht hätten ja die Wittenberger Lust mit uns eine Spielgemeinschaft zu machen.

Ohhh, das hört sich sehr interessant an. Sagen wir mal so, definitiv habt ihr euch vom ersten zum zweiten Spiel deutlich gesteigert. Trotzdem, eine Chance zu gewinnen gegen uns, habt ihr glaube ich nicht wirklich. Wenn ihr euch ein paar Wittenberger einkauft, dann steigen aber eure Chancen, Punkte zu erzielen. Eine nette Idee ist es allemal.

Danke Thomas!

Danke Marian für die Möglichkeit, von meinem Verein und meiner Sportart zu berichten.